Tag 12: Von Klaffer nach Obernzell (50 km)
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Kaum haben wir die deutsche Grenze erreicht, rollen wir noch ein wenig weiter und biegen nach links in den Donau-Wald-Radweg ein. Heute geht es tendenziell bergab bis an die Gestaden der Donau. Wir folgen also weiter mehr oder minder der österreichischen Grenze. Doch nun etwas genauer: Der Tag beginnt mit dem Bäckerhupen auf dem Campingplatz. Was auch gut ist, denn es geht bis zum letzten Ort vor der Grenze – Schwarzenberg am Hochficht auf rund 750 Metern – doch noch stetig bergauf. Auf deutscher Seite ist Lackenhäuser der erste Ort. Von Schwarzenberg aus hat man einen imposanten Blick auf die kahlen Höhen des Böhmerwaldes, die vor über einem Jahrzehnt ein Sturm leergefegt hat. Weitere Winde und Regen haben dann die Sache verkarsten lassen. Wiederaufforstungen waren bisher erfolglos.
In Bayern geht es dann zwar über weite Strecken bergab, es folgen aber immer wieder auch heftige Anstiege, die sich nach nun fast zwei Wochen Tour als doppelt anstrengend erweisen. Im ersten teil des Donau-Wald-Weges ist man im Adalbert-Stifter-Land, der die Gegend hier literarisch verewigt hat. Hier gibt es den Themenweg „Sanfte Sensationen Stifter 2005”. Ein Schild informiert:
“An dem Wasser verbreitete sich ein Feuergeruch, der Reiter ging auf eine offene Stelle hinaus, auf welcher aus mehreren dunklen Erhöhungen Feuerzünglein empor gingen, die die nächtlichen Tannen beleuchteten, und aus denen sich ein lichter Rauch über den Wald erhob. Seitwärts dieser Erhöhungen waren mehrere Hütten, aus denen manches Lichtlein glänzte. Der Reiter führte sein Pferd zu einer der Hütten. Als er dort angekommen war, öffnete sich die Thür der Hütte, und ein Mann und ein Weib und zwei Kinder traten heraus. ‘Seid lhr da,’ sagte der Mann, ‘wir haben Euch schier nicht mehr erwartet.’ ‘Sei gegrüßt, Mathias’ entgegnete der Reiter, ‘von Passau kann ich wohl nicht in kürzerer Zeit da sein.”’ (Adalbert Stifter, Witiko)
Im Klaffergrund
Das erste Kapitel im „Witiko” spielt ausschließlich im Böhmerwald. Ausführlich wird beschrieben, wie Witiko (wir schreiben das „Jahr 1138) “eine Lehne empor, eine Lehne hinunter. ein Wäldchen hinein, ein Wäldchen hinaus” auf seinem “eisengrauen Pferd” von Passau aus über den bayerisch-böhmischen Wald ins Moldautal nach Oberplan reitet. Die erste Nacht verbringt der junge Reiter bei armen Köhlern im Klaffergrund an der “Mihel” (Mühl), die, wie es in einer handschriftlichen Vorstufe zum gedruckten Text heißt, “noch heute einem großen Streife Landes den Namen (gibt)”.
Im Stifterjahr 2005 laden neun neue Stifter-Wanderwege im Mühlviertel und Ostbayern - alle bestens markiert und mit erklärenden Informationen beschildert - sowie weitere Spazier- und Wanderrouten im oberösterreichisch-südböhmischen Grenzraum zum Wandern durch die biografischen und literarischen Landschaften Stifters ein.
In Bayern geht es dann zwar über weite Strecken bergab, es folgen aber immer wieder auch heftige Anstiege, die sich nach nun fast zwei Wochen Tour als doppelt anstrengend erweisen. Im ersten teil des Donau-Wald-Weges ist man im Adalbert-Stifter-Land, der die Gegend hier literarisch verewigt hat. Hier gibt es den Themenweg „Sanfte Sensationen Stifter 2005”. Ein Schild informiert:
“An dem Wasser verbreitete sich ein Feuergeruch, der Reiter ging auf eine offene Stelle hinaus, auf welcher aus mehreren dunklen Erhöhungen Feuerzünglein empor gingen, die die nächtlichen Tannen beleuchteten, und aus denen sich ein lichter Rauch über den Wald erhob. Seitwärts dieser Erhöhungen waren mehrere Hütten, aus denen manches Lichtlein glänzte. Der Reiter führte sein Pferd zu einer der Hütten. Als er dort angekommen war, öffnete sich die Thür der Hütte, und ein Mann und ein Weib und zwei Kinder traten heraus. ‘Seid lhr da,’ sagte der Mann, ‘wir haben Euch schier nicht mehr erwartet.’ ‘Sei gegrüßt, Mathias’ entgegnete der Reiter, ‘von Passau kann ich wohl nicht in kürzerer Zeit da sein.”’ (Adalbert Stifter, Witiko)
Im Klaffergrund
Das erste Kapitel im „Witiko” spielt ausschließlich im Böhmerwald. Ausführlich wird beschrieben, wie Witiko (wir schreiben das „Jahr 1138) “eine Lehne empor, eine Lehne hinunter. ein Wäldchen hinein, ein Wäldchen hinaus” auf seinem “eisengrauen Pferd” von Passau aus über den bayerisch-böhmischen Wald ins Moldautal nach Oberplan reitet. Die erste Nacht verbringt der junge Reiter bei armen Köhlern im Klaffergrund an der “Mihel” (Mühl), die, wie es in einer handschriftlichen Vorstufe zum gedruckten Text heißt, “noch heute einem großen Streife Landes den Namen (gibt)”.
Im Stifterjahr 2005 laden neun neue Stifter-Wanderwege im Mühlviertel und Ostbayern - alle bestens markiert und mit erklärenden Informationen beschildert - sowie weitere Spazier- und Wanderrouten im oberösterreichisch-südböhmischen Grenzraum zum Wandern durch die biografischen und literarischen Landschaften Stifters ein.
Was sofort auffällt, ist, dass die deutschen Autofahrer bedeutend rücksichtsvoller sind als ihre österreichischen Kollegen. Zwischen Lackenhäuser und Breitenberg sind wir auf der Bundesstraße unterwegs, bevor wir auf den Donau-Wald-Weg treffen, der hervorragend beschildert ist. Schilder informieren über den Leinenradweg, der kreisförmig zwischen Breitenberg und Wegscheid verläuft:
Vom Flachs zum Leinen.
Flachsanbau und Weberei waren für die Menschen im Raum Wegscheid, Breitenberg und Sonnen viele Jahrhunderte lang ein wichtiger Erwerbszweig. Viele Webmeister und Gesellen sowie Heimweber der Breitenberger und Wegscheider Webereigenossenschaften erzeugten wunderbare Stoffe, die als Wegscheider Leinen in zahlreiche europäische Staaten exportiert wurden. Die einst so bedeutende Leinenerzeugung lebt heute in der Handweberei Moser in Wegscheid und im Webereimuseum Breitenberg fort.
Die Route
Auf wenig befahrenen Straßen führt die anspruchsvolle Strecke mit einer Länge von 42,5 km durch eine herrliche, abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft. In einigen Teilbereichen (zwischen Sonnen – Breitenberg und Breitenberg – Wegscheid) ist sie identisch mit dem Donau-Wald-Rad-weg, der von der Donau bis zur tschechischen Grenze führt. Breitenberg (ca. 650 m), eingebettet in eine liebliche Landschaft am Fuße des Dreisessels an der Grenze zum österreichischen Mühlviertel ist vor allem durch sein Mattensprungschanzen und das Langlaufzentrum bekannt. Sehenswert sind die Pfarrkirche mit ihrer wertvollen barocken Einrichtung, die historische Hammerschmiede und das Webereimuseum. Durch seine Lage (ca. 840 m) ist Sonnen mit seinen bis zu 1850 Stunden Sonnenschein im Jahr eine der “sonnigsten Gegenden” Bayerns und ist so der ideale Ferienort für alle, die im Urlaub Ruhe und Erholung suchen. lohnenswert ist ein Abstecher zum Naturschutzgebiet Hochmoor. Der anerkannte Erholungsort Wegscheid nahe der österreichischen Grenze liegt in einer Höhe von ca. 730 Metern. Die über 1000-jährige Marktgeschichte ist von jeher eng verknüpft mit der Leinenherstellung, in der Handweberei Moser wird heute noch das berühmte “Wegscheider Leinen” erzeugt. Südlich des aufstrebenden Marktes mit seinen alten Bürgerhäusern erstreckt sich der größte Badesee des Bayerischen Waldes, der Rannasee.
Vom Flachs zum Leinen.
Flachsanbau und Weberei waren für die Menschen im Raum Wegscheid, Breitenberg und Sonnen viele Jahrhunderte lang ein wichtiger Erwerbszweig. Viele Webmeister und Gesellen sowie Heimweber der Breitenberger und Wegscheider Webereigenossenschaften erzeugten wunderbare Stoffe, die als Wegscheider Leinen in zahlreiche europäische Staaten exportiert wurden. Die einst so bedeutende Leinenerzeugung lebt heute in der Handweberei Moser in Wegscheid und im Webereimuseum Breitenberg fort.
Die Route
Auf wenig befahrenen Straßen führt die anspruchsvolle Strecke mit einer Länge von 42,5 km durch eine herrliche, abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft. In einigen Teilbereichen (zwischen Sonnen – Breitenberg und Breitenberg – Wegscheid) ist sie identisch mit dem Donau-Wald-Rad-weg, der von der Donau bis zur tschechischen Grenze führt. Breitenberg (ca. 650 m), eingebettet in eine liebliche Landschaft am Fuße des Dreisessels an der Grenze zum österreichischen Mühlviertel ist vor allem durch sein Mattensprungschanzen und das Langlaufzentrum bekannt. Sehenswert sind die Pfarrkirche mit ihrer wertvollen barocken Einrichtung, die historische Hammerschmiede und das Webereimuseum. Durch seine Lage (ca. 840 m) ist Sonnen mit seinen bis zu 1850 Stunden Sonnenschein im Jahr eine der “sonnigsten Gegenden” Bayerns und ist so der ideale Ferienort für alle, die im Urlaub Ruhe und Erholung suchen. lohnenswert ist ein Abstecher zum Naturschutzgebiet Hochmoor. Der anerkannte Erholungsort Wegscheid nahe der österreichischen Grenze liegt in einer Höhe von ca. 730 Metern. Die über 1000-jährige Marktgeschichte ist von jeher eng verknüpft mit der Leinenherstellung, in der Handweberei Moser wird heute noch das berühmte “Wegscheider Leinen” erzeugt. Südlich des aufstrebenden Marktes mit seinen alten Bürgerhäusern erstreckt sich der größte Badesee des Bayerischen Waldes, der Rannasee.
Bei einer Kapelle vor Wegscheid informiert ein Schild:
Maria hilf in unsern Nöten mit uns zu Gott dem Vater beten. Durch dem Herrn Jesum Christ der von dir geboren ist. Dann wird uns Gott erhören, weil die Mordtat allhier geschehen. Am 28 Oktober um 9 Uhr vormittag ein Jüngling die Reschin hierher bestellt hat. Als sie nun hier angekommen hat er sein Messer herausgenommen. 29 Stich er dem Mädchen gab, zuletzt schnitt er den Hals ihr ab. Bald hat man erfahren die grausame Tat. Sehr betrübt die Eltern waren bis man sie beerdigt hat. Für mich ihr guten Freunde, die vorüber gehen heute. Bettet ein andächtig Vaterunser und Ave Maria. Geschehen im Jahre 1831.
Maria hilf in unsern Nöten mit uns zu Gott dem Vater beten. Durch dem Herrn Jesum Christ der von dir geboren ist. Dann wird uns Gott erhören, weil die Mordtat allhier geschehen. Am 28 Oktober um 9 Uhr vormittag ein Jüngling die Reschin hierher bestellt hat. Als sie nun hier angekommen hat er sein Messer herausgenommen. 29 Stich er dem Mädchen gab, zuletzt schnitt er den Hals ihr ab. Bald hat man erfahren die grausame Tat. Sehr betrübt die Eltern waren bis man sie beerdigt hat. Für mich ihr guten Freunde, die vorüber gehen heute. Bettet ein andächtig Vaterunser und Ave Maria. Geschehen im Jahre 1831.
Der Ort der Stunde ist Wegscheid. Hier ist man infrastrukturell gut aufgehoben und hat die schlimmsten Anstiege hinter sich. Man kann sozusagen das Donauwasser schon riechen. Am Ortsrand von Wegscheid kann man bei einem Kreuz über Napoleon und seine Taten kontemplieren.
Der Platz, wo einem dann das Herzerl wirklich aufgeht, das ist der Ranna-Stausee, wo man sich den Straßenstaub vom Leib waschen und kostenlos in den kühlen Fluten plantschen kann. Ein Schild informiert:
Raschmühle und Rannasee
Hier stand ursprünglich die Ortschaft Raschmühle mit drei Häusern und einer Säge. Die Mühle selbst wurde 1510 erstmals erwähnt und bestand als solche bis 1922. In diesem Jahr wurde die Mühleneinrichtung entfernt, die Säge abgerissen und im Mühlentrakt ein E-Werk eingerichtet, das die Dörfer Maierhof, Glotzing und Dittmannsdorf bis 1951 mit Strom belieferte. Außerdem gab es hier den Grenzübergang Nebenweg Raschmühle. 1970 erwarb der Landkreis Passau die Mühle, riss die Gebäude ab und errichtete 1978-83 den Ranna-Badesee. In die Staumauer wurde im Jahr 2000 nachträglich ein Kraftwerk mit einer Generatorleistung von 72 kW eingebaut. Im westlichen Eck des Badesees fließt der Schindelbach in den See. Oberhalb der Einmündungsbucht liegt der Bauernhof Oberneder. An der Nordseite münden die Ranna und der Stierbach in den See. Etwas östlich befinden sich die gesamten Freizeitanlagen mit der Gastwirtschaft. Oberhalb des Sees liegt im Osten die Ortschaft Maierhof. Oberhalb der Staumauer am Ostrand des Badesees steht die Häusergruppe der Familie Stangl‚ früher Besitzer eines der Häuser in der Raschmühle. 400 m flußabwärts lag am rechten Rannaufer früher die Gemeinschaftssäge der beiden Dittmannsdorfer Bauern Reiter und Stadler. Diese mehrere Jahrhunderte alte Säge war bis 1968 in Betrieb, 1977 wurde sie abgerissen. Nur mehr einige Mauerreste sind davon noch zu sehen.
Raschmühle und Rannasee
Hier stand ursprünglich die Ortschaft Raschmühle mit drei Häusern und einer Säge. Die Mühle selbst wurde 1510 erstmals erwähnt und bestand als solche bis 1922. In diesem Jahr wurde die Mühleneinrichtung entfernt, die Säge abgerissen und im Mühlentrakt ein E-Werk eingerichtet, das die Dörfer Maierhof, Glotzing und Dittmannsdorf bis 1951 mit Strom belieferte. Außerdem gab es hier den Grenzübergang Nebenweg Raschmühle. 1970 erwarb der Landkreis Passau die Mühle, riss die Gebäude ab und errichtete 1978-83 den Ranna-Badesee. In die Staumauer wurde im Jahr 2000 nachträglich ein Kraftwerk mit einer Generatorleistung von 72 kW eingebaut. Im westlichen Eck des Badesees fließt der Schindelbach in den See. Oberhalb der Einmündungsbucht liegt der Bauernhof Oberneder. An der Nordseite münden die Ranna und der Stierbach in den See. Etwas östlich befinden sich die gesamten Freizeitanlagen mit der Gastwirtschaft. Oberhalb des Sees liegt im Osten die Ortschaft Maierhof. Oberhalb der Staumauer am Ostrand des Badesees steht die Häusergruppe der Familie Stangl‚ früher Besitzer eines der Häuser in der Raschmühle. 400 m flußabwärts lag am rechten Rannaufer früher die Gemeinschaftssäge der beiden Dittmannsdorfer Bauern Reiter und Stadler. Diese mehrere Jahrhunderte alte Säge war bis 1968 in Betrieb, 1977 wurde sie abgerissen. Nur mehr einige Mauerreste sind davon noch zu sehen.
Jetzt geht es noch einmal bergauf und viel bergab, bevor man in der Weite bei Obernzell die Donau das erste Mal erspähen kann. Wir quartieren uns auf dem Marina-Campingplatz bei Obernzell (Richtung Passau) ein und lassen den Tag mit der Donau drei Meter vor der Zelthaustür bei einem Radler ruhig ausklingen.