Tour 92: Die DAC Weinviertel-Weinradroute
Start und Ziel dieser rund 57 Kilometer langen Rundtour mit dem Beinamen "Weintour mit Einsichten" ist der Hauptplatz von Retz. Die Beschilderung ist zwar recht gut, an der einen oder anderen nötigen Stelle fehlt aber dann doch ein Schildchen.
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Die Weinradwege im Weinviertel sind Rundkurse für Tagesausflüge. Es gibt insgesamt 13 Rundkurse, die in Summe rund 760 km lang sind. Es sind dies
1. Blauburger
2. Chardonnay
3. Muskateller
4. Neuburger
5. Portugieser
6. Riesling
7. Rivaner
8. Sylvaner
9. Traminer
10. Veltliner
11. Weinviertel DAC
12. Welschriesling
13. Zweigelt
Die Beschilderung der Wege ist durchwegs nur gut bis mäßig und beispielsweise beim Neuburger überhaupt nicht vorhanden. Die GPX-Tracks auf dieser Homepage sind die besten, die man 2017 finden kann.
1. Blauburger
2. Chardonnay
3. Muskateller
4. Neuburger
5. Portugieser
6. Riesling
7. Rivaner
8. Sylvaner
9. Traminer
10. Veltliner
11. Weinviertel DAC
12. Welschriesling
13. Zweigelt
Die Beschilderung der Wege ist durchwegs nur gut bis mäßig und beispielsweise beim Neuburger überhaupt nicht vorhanden. Die GPX-Tracks auf dieser Homepage sind die besten, die man 2017 finden kann.
Das DAC Weinviertel ist eine Regionsbezeichnung und steht in diesem Fall für den Grünen Veltliner. Es ist die größte und erfolgreichste Herkunftsmarke.
Die Sehenswürdigkeiten entlang des Weges
Die Sehenswürdigkeiten entlang des Weges
- Retzer Erlebniskeller
- Windmühle Retz
- Fahrradmuseum in Retz
- Weberkeller in Röschitz
- Keltensiedlung am Sandberg bei Platt
- Steinzeitkeller in Platt
- Kellergasse in Zellerndorf
- Öhlbergkellergasse in Pillersdorf: 1995 wählte man sie zur schönsten Kellergasse in NÖ. Die ältesten Keller sind 600 Jahre alt.
Aus gegebenem Anlass beginnen wir unsere Reise in Zellerndorf. Hier könnte man einen Blick in die Kellergasse „Maulavern“ werfen… andererseits fährt man auf diesem Weg durch wirklich viele Kellergassen. Im nachbarlichen Pillersdorf wäre das zum Beispiel die „Öhlbergkellergasse“. Sie ist eine der schönsten im ganzen Land, erzählt man sich bei dem einen oder anderen Gläschen.
Hügelig geht es nach Retz hinein, wo wir das unterirdische Retz, das mit dem Begriff „Erlebniskeller“ beworben wird, besuchen. Man grub sich so ab 1450 in den Untergrund, um die Wein(un)mengen lagern zu können, die das Umland hier von Gesetz her anbieten musste. Heute ist das unterirdische Netz länger als das oberirdische Straßennetz, aber die Keller nicht mehr in Betrieb. Die ganze Sache ist ein wenig ein Weindisneyland… Hunde sind erlaubt, Menschen mit besonderen Bedürfnissen müssen aber draußen bleiben. Mächtig lange Führung und viele Stufen…
Aus der Stadt raus führt der Weg in Richtung Windmühle. Man biegt aber vorher links ab, bevor man sie erreicht. Man rollt nun entlang der Ostabhänge des Manhartsberges (?), der die Grenze zum Waldviertel markiert. Über Obermarkersdorf geht es nach Waitzendorf und nach Leodagger. Die einschlägige Literatur spricht von „sanften Hügeln“ mit Weingärten, aber schlussendlich sind es doch fast 700 zu bewältigende Höhenmeter.
Der nächste größere Ort ist dann Pulkau mit der Michaeliskirche. Hier verlässt man plötzlich die Weingärten und rollt entlang der Pulkau schluchtartig durch Waldgebiet. Es führt ein recht steiler Waldweg hinauf zum „Pulkauer Bründl“.
Ein Reklameschild aus 1914 findet drastische Worte, warum man ein Los der „Pulkautaler-Wasserleitungs-Effektenlotterie“ erwerben soll und spart dabei nicht mit „Fake News“.
Wir Kinder des Pulkautales rufen alle mildtätigen Herzen an: Traget bei zur Linderung unseres Elends! Bedenket! 74 von 100 kleinen Kindern sterben an den Folgen des allenthalben schlechten Trinkwassers! Aus gleiche Ursache werden viele, viele unserer Väter, Mütter und erwachsenen Geschwister, blühende Menschenleben, jahrein und jahraus durch schwere Krankheiten hinweggerafft! Auch die Viehzucht leidet schwer! Schlechtes Wasser gibt schlechte Milch und minderes Fleisch! Fremde meiden unsere schöne Gegend aus Abscheu vor unserem Wasser: dadurch können unsere Orte nicht aufblühen! Verheerend wird jeder Feuerbrand weil zum Löschen das Wasser mangelt. Anhaltende Mißernten haben den Wein und Ackerbau in unserer Gegend schwer geschädigt und der Milchwirtschaft, letzten Erwerbsquelle unserer Väter, droht durch das schlechte Wasse ernste Hemmnis! Habet Mitleid mit uns und traget Euer Schärflein bei, unsere Not zu lindern! Höret! Ein großes Werk soll geschaffen werden, das uns unschuldige Kinder retten und unseren Vätern helfen soll, ihr Dasein zu erhalten. Eine Hochquellenleitung soll fast 20 Gemeinden des Pulkautales in Nieder-Österreich mit bestem Trink- und Nutzwasser versorgen. Nichtmehr soll die Mutter mit blutendem Herzen ihrem dürstenden Kinde das schlechte Wasser zum Trunke reichen! Nichtmehr sollen die Erwachsene mit Abscheu an den Genuß von Wasser denken und nichtmehr halbgekochte Hülsenfrüchte genießen müssen! Nichtmehr soll die Hausfrau mit ihrer Wäsche zum nächsten Regentage warten oder stundenlang zum Bache laufen müssen! Nichtmehr sollen unsere Haustiere das gefährliche Wasser saufen! Höret und fühlte mit die Wohltat, die sich uns darbietet: Wir bekommen gutes und gesundes Wasser! Helfet uns hiezu! Helfet uns, dass dieses große humanitäre Werk zustande kommt! Wenn jeder nur ein kleines Steinchen zu diesem großartigen Bau zuträgt, so ist dieses monumentale Werk - ein Denkzeichen für alle Zeiten, die Rettung für viele Leben - gesichert! Unterstützt in ihren schwierigen Aufgaben jene selbstlosen Männer, die sich zu unserem Wohle an die Spitze dieses Unternehmens, welches von Land und Reich ausgiebigst gefördert wird, gestellt haben und kaufet Lose der Pulkautaler-Wasserleitungs-Effektenlotterie! 25.000 Lose mit 1.070 Treffer im Gesamtwert von 5.000 Kronen. Ziehung am 15. November 1914.
Wir Kinder des Pulkautales rufen alle mildtätigen Herzen an: Traget bei zur Linderung unseres Elends! Bedenket! 74 von 100 kleinen Kindern sterben an den Folgen des allenthalben schlechten Trinkwassers! Aus gleiche Ursache werden viele, viele unserer Väter, Mütter und erwachsenen Geschwister, blühende Menschenleben, jahrein und jahraus durch schwere Krankheiten hinweggerafft! Auch die Viehzucht leidet schwer! Schlechtes Wasser gibt schlechte Milch und minderes Fleisch! Fremde meiden unsere schöne Gegend aus Abscheu vor unserem Wasser: dadurch können unsere Orte nicht aufblühen! Verheerend wird jeder Feuerbrand weil zum Löschen das Wasser mangelt. Anhaltende Mißernten haben den Wein und Ackerbau in unserer Gegend schwer geschädigt und der Milchwirtschaft, letzten Erwerbsquelle unserer Väter, droht durch das schlechte Wasse ernste Hemmnis! Habet Mitleid mit uns und traget Euer Schärflein bei, unsere Not zu lindern! Höret! Ein großes Werk soll geschaffen werden, das uns unschuldige Kinder retten und unseren Vätern helfen soll, ihr Dasein zu erhalten. Eine Hochquellenleitung soll fast 20 Gemeinden des Pulkautales in Nieder-Österreich mit bestem Trink- und Nutzwasser versorgen. Nichtmehr soll die Mutter mit blutendem Herzen ihrem dürstenden Kinde das schlechte Wasser zum Trunke reichen! Nichtmehr sollen die Erwachsene mit Abscheu an den Genuß von Wasser denken und nichtmehr halbgekochte Hülsenfrüchte genießen müssen! Nichtmehr soll die Hausfrau mit ihrer Wäsche zum nächsten Regentage warten oder stundenlang zum Bache laufen müssen! Nichtmehr sollen unsere Haustiere das gefährliche Wasser saufen! Höret und fühlte mit die Wohltat, die sich uns darbietet: Wir bekommen gutes und gesundes Wasser! Helfet uns hiezu! Helfet uns, dass dieses große humanitäre Werk zustande kommt! Wenn jeder nur ein kleines Steinchen zu diesem großartigen Bau zuträgt, so ist dieses monumentale Werk - ein Denkzeichen für alle Zeiten, die Rettung für viele Leben - gesichert! Unterstützt in ihren schwierigen Aufgaben jene selbstlosen Männer, die sich zu unserem Wohle an die Spitze dieses Unternehmens, welches von Land und Reich ausgiebigst gefördert wird, gestellt haben und kaufet Lose der Pulkautaler-Wasserleitungs-Effektenlotterie! 25.000 Lose mit 1.070 Treffer im Gesamtwert von 5.000 Kronen. Ziehung am 15. November 1914.
Nun geht es flott hinunter nach Rafing, unser persönliches Lieblingsdorf am Weg.
Groß-Reipersdorf wird nur gestreift, bevor es nach Röschitz. Hier sollte man unbedingt einen Blick in den „Weberkeller“ werfen. Im Gewölbe gibt es Lehmschnitzereien zu besichtigen. Leider sind die Führungszeiten mit dem Radeln wenig kompatibel. Im alten Steinbruch informiert ein Schild:
Steinbruch: Unter den Weinreben
Boden und Wein stehen in einem besonderen Zusammenhang. Das Vorkommen zweier unterschiedlicher Bodentypen macht den Wein aus Röschitz einzigartig. Der Urgesteinsboden, ein verwitterter Granit, entstand vor rund 600 Millionen Millionen Jahren. Durch die hier auftretenden jüngeren geologischen Brüche und Störungen wird die Zerlegung der Granite vorangetrieben. Gut zu beobachten ist diese Granitzersetzung hier im alten Steinbruch. Ebenso erfolgte der Durchbruch des Maignerbaches hier im Talbereich entlang einer solchen geologischen Störungs- bzw. Bruchzone (Zusammentreffen der europäischen und asiatischen Platte). Auf dem kargen Urgesteinsboden bringt besonders die Rieslingtraube ihre Feingliedrigkeit gut zur Entfaltung. Der Geschmack entwickelt sich mineralisch und facettenreich. Der Lößboden entstand durch Ablagerungen der letzten Eiszeit. Dieser Boden ist ein gelbbrauner bis gelbgrauer, ungeschichteter kalk- und mineralreicher Staublehm.. Speichert Wärme, die hohe Porosität macht ihn zu einem guten Wasserspeicher, seine Feinkörnigkeit bedingt seine gute Standfestigkeit. Weine, die auf Löß gedeihen, entwickeln sich dicht und korpulent. Das stimmungsvolle Ambiente hier im alten Steinbruch wird gerne von den Röschitzer Vereinen für Veranstaltungen genützt.
Wer möchte, kann hier abkürzen und über Deinzendorf direkt nach Zellerndorf rollen.
Groß-Reipersdorf wird nur gestreift, bevor es nach Röschitz. Hier sollte man unbedingt einen Blick in den „Weberkeller“ werfen. Im Gewölbe gibt es Lehmschnitzereien zu besichtigen. Leider sind die Führungszeiten mit dem Radeln wenig kompatibel. Im alten Steinbruch informiert ein Schild:
Steinbruch: Unter den Weinreben
Boden und Wein stehen in einem besonderen Zusammenhang. Das Vorkommen zweier unterschiedlicher Bodentypen macht den Wein aus Röschitz einzigartig. Der Urgesteinsboden, ein verwitterter Granit, entstand vor rund 600 Millionen Millionen Jahren. Durch die hier auftretenden jüngeren geologischen Brüche und Störungen wird die Zerlegung der Granite vorangetrieben. Gut zu beobachten ist diese Granitzersetzung hier im alten Steinbruch. Ebenso erfolgte der Durchbruch des Maignerbaches hier im Talbereich entlang einer solchen geologischen Störungs- bzw. Bruchzone (Zusammentreffen der europäischen und asiatischen Platte). Auf dem kargen Urgesteinsboden bringt besonders die Rieslingtraube ihre Feingliedrigkeit gut zur Entfaltung. Der Geschmack entwickelt sich mineralisch und facettenreich. Der Lößboden entstand durch Ablagerungen der letzten Eiszeit. Dieser Boden ist ein gelbbrauner bis gelbgrauer, ungeschichteter kalk- und mineralreicher Staublehm.. Speichert Wärme, die hohe Porosität macht ihn zu einem guten Wasserspeicher, seine Feinkörnigkeit bedingt seine gute Standfestigkeit. Weine, die auf Löß gedeihen, entwickeln sich dicht und korpulent. Das stimmungsvolle Ambiente hier im alten Steinbruch wird gerne von den Röschitzer Vereinen für Veranstaltungen genützt.
Wer möchte, kann hier abkürzen und über Deinzendorf direkt nach Zellerndorf rollen.
Wir fahren aber ganz regulär weiter nach Roseldorf. Nach dem Ort hat man dann das „hässlichste“ Stück des Weges vor sich. Eine Bergauffahrt auf der L1065, die auch von LKW frequentiert wird. Auf der Anhöhe biegt man dann auf den Sandberg ab. Ein Schild bei einem Bildstock informiert:
Auf der Anhöhe an der Straße von Platt nach Roseldorf „beurlaubten“ - das heißt, „verabschiedeten“ sich die Platter Wallfahrer, bevor sie sich auf den Weg nach Maria Dreieichen begaben. Die aus Zogelsdorfer Sandstein gestaltete Pieta steht zum Feldweg auf den Sandberg zugekehrt. Dieser Feldweg ist in seinem Verlauf ein Teil der ehemaligen Poststraße in der Mitte des 18. Jahrhunderts von Wien nach Prag. Die nächste Station auf dem Postweg nach Prag war Pulkau. EIne Inschrift an der Vorderseite nennt als Errichtungsgjahr 1696 und den Stifter des Bildstockes Laurenz Bickher.
Auf der Anhöhe an der Straße von Platt nach Roseldorf „beurlaubten“ - das heißt, „verabschiedeten“ sich die Platter Wallfahrer, bevor sie sich auf den Weg nach Maria Dreieichen begaben. Die aus Zogelsdorfer Sandstein gestaltete Pieta steht zum Feldweg auf den Sandberg zugekehrt. Dieser Feldweg ist in seinem Verlauf ein Teil der ehemaligen Poststraße in der Mitte des 18. Jahrhunderts von Wien nach Prag. Die nächste Station auf dem Postweg nach Prag war Pulkau. EIne Inschrift an der Vorderseite nennt als Errichtungsgjahr 1696 und den Stifter des Bildstockes Laurenz Bickher.
Auf dem Sandberg kann man sich über die „Keltensiedlung am Sandberg“, die größte keltische Freilandsiedlung Österreichs, informieren. Außerdem hat man vom Aussichtsturm beste Blicke ins Land. Ein Text auf dem Turm informiert über dessen Herkunft:
Aussichtsturm
Der hölzerne Aussichtsturm hat eine Höhe von rund 12 m und stand bis Anfang 2010 im Freilichtgelände des Archäologieparkes Carnuntum. Infolge von Umstrukturierungsmaßnahmen im Archäologiepark wurde der Turm zur Verfügung gestellt und konnte im April 2010 am Sandberg durch die Brückenmeisterei Kornneuburg neu aufgestellt werden. […]
Eine Tafel im Feld informiert:
Das keltische Zentrum der Region
Geomagnetische Prospektionen bestätigten, was viele Einzelfunde vermuten ließen: Am Sandberg ruht die größte bekannte keltische Flachlandsiedlung Österreichs, 449 Grubenhäuser aus 4 Jahrhunderten und etliche größere Gebäude auf 22 ha Fläche sind am Magnetikplan zu erkennen. Sehr wahrscheinlich zog sich die Siedlung sogar bis zum höchsten Punkt des Sandberges und um-fasste sogar 4o ha. Zur Veranschaulichung — i8i3 zählte die Innenstadt der Landeshauptstadt St. Pölten 33i Häuser und hatte ca. 2,2 ha. Der 339 Meter hohe Sandberg bietet einen weitreichenden Blick in alle Himmelsrichtungen.Der Südhang begünstigte die Landwirtschaft und sparte Energiekosten. Neben ausreichend Grundwasser führte sehr wahrscheinlich ein Bach durch die Siedlung der nahe Mannhartsberg bot genügend Bau- und Brennholz. Die zentrale Lage und Größe der Siedlung, die vermutlich komplette Umfriedung, die planmäßige Ausrichtung der Gebäude, 2 Markplätze, ein bedeutendes Heiligtum, die Prägung von Münzen, man kann getrost von einer stadtähnlichen Siedlung sprechen. Sie war das keltische Zentrum der Region, das vermutlich kurz vor Christi Geburt zerstört oder verlassen wurde. Die geomagnetische Prospektion misst magnetische Anomalien archäologischer Strukturen im Boden und liefert so vor Beginn archäologischer Grabungen eine Vielzahl an Informationen, die zielgenaue Grabungen ermöglichen. Überzeugen Sie sich selbst und überlegen Sie mit, was sich hinter den archäologischen Spuren verbergen könnte.
Eine Tafel im Feld informiert:
Keltische Krieger
Die meisten Römer und Griechen erlebten die Kelten als Krieger und Eroberer. Strabo beschrieb sie als kriegerisches Volk, immer in der Stimmung und bereit zum Kampf. Der stete Lärm, die kräftigen Männer und der sprichwörtliche Blutrausch, in den sie sich hineinsteigerten, jagten den Römern lange Zeit Schrecken ein. Die Krieger trugen einen bis zu 2,5 Meter langen Speer und einen großen Schild. wohlhabende besaßen ein bis zu 1 Meter langes Schwert als Hiebwaffe und schützten sich mit Metallhelm und Kettenhemd. Kriege boten den Kelten die beste Gelegenheit, Wagemut und Tapferkeit zu beweisen, für die sie verehrt wurden. Immer wieder traten deshalb Krieger aus der Schlachtlinie hervor und forderten zum Zweikampf. Besondere Beachtung fanden die nackt kämpfenden Kelten. Berichte von 20.000 Streitwägen waren wohl übertrieben. Sie besaßen aber große Bedeutung‚ um feindliche Linien zu durchbrechen. Ab 200 v. Chr. liefen ihnen Reiter den Rang ab. Die Hauptschlachtlinien wurden von Bogenschützen, Speerwerfern und Schleuderern geschützt. Mit der Zeit wussten die Römer die fehlende Disziplin, Hitzköpfigkeit und den oft blinden Wagemut zu nutzen, um die Barbaren mit ihren überlegenen Waffen zurückzudrängen. Doch die Kelten lernten. Bereits vor Christi Geburt sahen sich Ceasars Legionen 340.000 Galliern unter einem Befehlshaber gegenüber. Zudem machte den Römern Vercingetorix‘ kluge Taktik zu schaffen. Bei einem Rückzug hinterließ er ihnen z. B. ein verwüstetes Land ohne Vorräte und hungerte sie so aus.
Eine Tafel im Feld informiert:
Ein stattliches Volk
„Die Gallier sind von hohem Wuchs, haben saftvolle Körper, weiße Haut und ihre Haare sind blond… auch ihre Frauen sind stattlich und nehmen es an Stärke mit ihnen auf", zeigten sich die klassischen Autoren beeindruckt. Fettleibigkeit war verpönt. Spiegel, Pinzette und Schminken verbreitet. Die Männer trugen lange Pumphosen und Hemden. Die Römer berichten ausführlich über ihre großen Schnurrbärte und ihr mit Kalkwasser steif frisiertes Haar. Die Frauen trugen lange Kleider, die mit zwei Fibeln an den Schultern zusammengehalten wurden. Keltische Kinder lernten von ihren Eltern, was sie als Bauern oder Hausfrauen wissen mussten. Hauptaufgaben der Frauen waren die Kinder, der Haushalt und der Großteil der Arbeit am Hof. Historiker vermuten, dass sie mehr Freiheit und Macht hatten als Griechinnen und Römerinnen. Viele junge Männer verließen das Elternhaus und wurden Krieger. Die Kelten waren auch für ihre rauschenden Feste bekannt, die Zusammengehörigkeit und Rangordnung festigten. An der Spitze stand ein Herrscher, der einen Teil seiner Macht an den Kriegeradel abgab. Zum Adel zählten außerdem die spezialisierten Kunsthandwerker, die Rechtskundigen‚ die Ärzte, die Baumeister, die Barden und Priester. Die überwiegend bäuerliche Bevölkerung band sich freiwillig an einen Kriegeradeligen. Gegen Naturalien und Dienstleistungen lieh er ihnen sein Vieh. Mit ihnen konnte er eine Streitmacht aufstellen und u. a. den Viehbestand vergrößern. Neben den Freien gab es noch die Unfreien.
Eine Tafel im Feld informiert:
Die Kunst der „Barbaren“
Die Griechen nannten jeden, der nicht griechisch sprach, einen Barbaren. Also all jene, die nicht der klassischen Welt angehörten. Sie meinten damit aber nicht Kulturlosigkeit oder Mangel an Feingefühl. Niemand, der keltische Ornamente betrachtet oder irische Sagen gelegen hat, könnte auf diese Idee kommen. Zunächst fanden die Hallstattfürsten Gefallen an Trinksitten und Statussymbolen der Griechen, Etrusker und Italiker. Es entwickelte sich der eckige, geometrische Hallstattstil. Zu Beginn der Latènezeit wandelte sich dann der Geschmack der breiten Masse. Dies weist auf tiefschürfende gesellschaftliche, geistige und religiöse Umwälzungen hin. Die Kelten passten die Vorbilder aus dem Süden ihren Bedürfnissen und Empfindungen an. Ein völlig neuer, einzigartiger Kunststil war geboren - der Latènestil. Er basiert auf fließend geschwungenen Linien, die sich zu kontrastreichen Mustern vereinigen. Die Kelten liebten üppige Ornamente, in denen sich auch Figuren und Köpfe wiederfinden. Sie schufen aber nur selten freistehende Figuren. wenn, dann sind diese kaum naturalistisch. Die Darstellungen von Tieren muten persisch an. Gesichter werden zu bizarren Masken, grotesken oder bedrohlichen Fratzen - wie aus einer anderen Welt. Die Kunst diente der Verzierung von Waffen, Werkzeugen, Kesseln, Pferdegeschirr, Wagen, Münzen, Spiegel und Kämmen. Die Mobilität der Kelten brachte über weite Siedlungsgebiete eine erstaunliche Einheitlichkeit im Stil. Betrachten Sie einmal ihre Alltagsgegenstände und suchen Sie ihren Stil!
Eine Tafel im Feld informiert:
Die große keltische Wanderung
Überbevölkerung, Ernteeinbußen durch das rauer werdende Klima, soziale Spannungen und die Verlockung südlichen Lebens ließen die Kelten, beginnend mit dem 5. Jh. v. Chr., nach neuen Lebensräumen suchen - zunächst in angrenzenden Gebieten, später auch in Ferneren. ihre Ziele waren ihnen durch ihre Handelsbeziehungen gut bekannt. Zunächst drangen bewaffnete Gruppen über die Alpen in die Poebene vor und unterwerfen die Etrusker. Regelmäßige Plünderungszüge Richtung Süden, bis nach Apulien, die Verwüstung Roms und die vernichtende Niederlage des römischen Heeres am Flüsschen Allia um 387 v. Chr. versetzten die Römer in Angst und Schrecken. Um die Wende zum 4. Jh. drangen die Kelten auch ins Karpatenbecken vor. Heftige Einfälle richteten sich nach Südosten, bis nach Thrakien und Griechenland. Ein Teil der Kelten erreichte sogar Kleinasien. In den Briefen des Apostel Paulus an frühchristliche Gemeinden begegnen sie uns als Galater wieder. Zu Beginn des 3. Jhs. v. Chr. reichte der keltische Siedlungsraum von Irland bis Kleinasien. Als Söldner gelangten keltische Krieger-Verbände sogar bis nach Ägypten. Erst als die Römer den keltischen Stämmen mehrere schwere Niederlagen zufügten, gelang es ihnen, dem Ansturm zunächst Einhalt zu gebieten und die Kelten dann wieder zurückzudrängen. Ähnlich geschah es am Balkan. Ausgerechnet auf ihrem kulturellen und politischen Höhepunkt wurden die Festlandkelten zwischen den Römern und Germanen zerrieben und gingen in deren Reichen und Kulturen unter.
Eine Tafel im Feld informiert:
Hinweise auf vorrömischen Weinbau?
Schon in der Hallstattzeit war Wein ein wichtiges Getränk der Reichen und Mächtigen. Zusammen mit anderen Luxusgütern wurde er in großen Mengen aus dem Mittelmeerraum importiert. Auch die keltische Oberschicht der Latènezeit hielt am Weinimport aus dem Süden fest. Vereinzelt gibt es aber auch Hinweise auf einen frühen mitteleuropäischen Weinbau. Hier auf dem Sandberg wurde im Umfassungsgraben des Heiligtums ein verkohlter Weinkern gefunden, der eindeutig als Kulturwein anzusprechen ist. Dieser Weinfund passt gut zu anderen frühen Nachweisen: latene- und hallstattzeitliche Kulturweinkerne traten auch in Sopron (Westungarn) und in Zagersdorf (Burgenland) zutage. Der bislang älteste österreichische Kulturweinkern stammt aus der spätbronzezeitlichen Wallburg von Stillfried a.d. March (Weinviertel). Natürlich könnten alle diese Funde auch auf importierte Rosinen, also getrocknete Weinbeeren zurückgehen. Gewissheit über einen echten vorrömischen Weinbau werden erst weitere Ausgrabungen liefern, bei denen nach den unscheinbaren Weinkernen gesucht wird. Die an Pflanzenfunden ungewöhnlich reiche Keltenstadt Sandberg bietet dazu beste Bedingungen. Allerdings kann der Weinbau keine lokale Erfindung gewesen sein. Er wurde schon im 5. Jahrtausend v. Chr. im Kaukasusgebiet und im Nahen Osten entwickelt. Wenn überhaupt, haben die Kelten den Weinbau nur in hochentwickelter Form aus dem Süden übernommen. Eine Inkulturnahme der heimischen Wildrebe ist mit Sicherheit auszuschließen. Probieren Sie einmal den edlen „Keltenwein"‚ den die Weinbauern heute aus den Trauben vom Sandberg keltern.
Eine Tafel im Feld informiert:
Reger Handel mit Europa
Die Kelten verbreiteten nicht nur mit ihren weiträumigen Wanderungen und Plünderungszügen Angst und Schrecken. Sie verfügten auch über ein ausgedehntes Netzwerk an Handelswegen durch ganz Europa bis in den Mittelmeerraum. Sie exportierten Sklaven, Pelze, Gold, Eisen, Salz und auch überschüssige Nahrungsmittel. Keltisches Pökelfleisch galt in Rom als Delikatesse. Eingeführt wurden Wein, griechische und römische Gefäße, Schmuck, Seide und andere Luxusgegenstände. Die meisten Waren wurden auf Flüssen transportiert. Die Kelten reisten aber auch auf dem Landweg - zu Fuß, am Pferderücken und im zwei- oder vierrädrigen Wagen. Dass auch in der „Stadt" am Sandberg reger Handel getrieben und dabei viel Geld umgesetzt wurde, zeigen die zahlreichen Münzfunde. insgesamt 1300 Stück erfasste man bis 2005. Die Dunkelziffer der illegal verschleppten ist weitaus höher. in jenen zwei Bereichen der Siedlung, in denen die meisten Münzen gefunden wurden, nimmt man Marktplätze an. Die Siedlung bildete einen wichtigen Knotenpunkt zweier Handelsrouten - eine von Norden nach Süden, die andere von Westen nach Osten. Die fremden Münzen stammen aus dem heutigen Böhmen und aus dem bayerischen Manching, der Hauptstadt der Vindeliker. Auch Münzen aus Regionen südlich der Donau, aus Ungarn und der Slowakei fand man am Sandberg. Die schweren ostkeltischen Münzen sind zerhackt - vermutlich um das Gewicht der hiesigen Prägungen zu erreichen. Sehen Sie mal in ihrer Geldbörse nach, aus welchen Ländern ihre Euromünzen stammen.
Eine Tafel im Feld informiert:
Tüchtige Getreidebauern
in der mittleren Steinzeit begannen die Menschen in Europa, die Wälder zu roden und Felder zu bestellen, um den Nahrungsbedarf der wachsenden Bevölkerung zu decken. Die Kelten waren bereits ein hoch entwickeltes Agrarvolk. Sie kannten die Vorteile des Fruchtwechsels. Um ihre Eisenpflüge, die sogar die Scholle wendeten, wurden sie von den Römern beneidet. Angebaut wurde vor allem Getreide. Verkohlte Vorräte an Saatgut, die in einem Gebäude der „Stadt“ am Sandberg gefunden wurden, lieferten wertvolle Einblicke: Als Sommergetreide wurde Gerste angebaut. Ein beträchtlicher Anteil an wildem Flughafer im Saatgut lässt vermuten, dass dieser in den Gerstenfeldern geduldet wurde. Als Wintergetreide baute man eine Mischung aus sehr robustem und nahrhaftem Einkorn und Dinkelweizen an. Einige Hirsekörner im Saatgut lassen vermuten, dass am Sandberg auch die in der Keltenzeit sehr bedeutende Hirse angebaut wurde. Die Vorräte lagerten die Kelten in tiefen Gruben und Speichern, die auf Stelzen standen. Das Getreide wurde mit schweren Steinen von Hand zu Mehl gemahlen. Die Kelten genossen es als Brei. Aus Einkorn und Dinkel wurde Brot gebacken. Gerste diente auch zur Herstellung von Bier.Für einen Teller Dinkelbrei schwitzt man 3 EL Dinkel in 1 EL Butter an, gießt mit 1/4 Liter Milch auf und kocht das Ganze unter ständigem Rühren ein, bis es ein Brei ist. verfeinert wird mit Honig und - je nach Saison - mit geriebenem Apfel, frischen oder trockenen Früchten.
Eine Tafel im Feld informiert:
„Stadt“ prägt ihr eigenes Geld
Kein Volk dieser Zeit verstand so gut mit Metall umzugehen. Bahnbrechend war vor allem die Fertigkeit der Kelten, Eisen zu verhütten. und daraus haltbare Werkzeuge zu schmieden, Griechen und Römer kauften von ihnen Metall, fertige Erzeugnisse und übernahmen ihre Techniken. Einige Bergbau- und Metallverarbeitungs-Techniken der Kelten wurden erst im i8. Jahrhundert übertroffen. Münzen lernten die Kelten hingegen relativ spät von den Griechen und Römern kennen. Zunächst führten sie griechische Münzen ein. Ab dem 3. Jhdt. v. Chr. stellten sie auch zunehmend eigene Zahlungsmittel her. Ihr Wert entsprach wie bei unseren heutigen Goldbarren dem Materialwert des Metalls und wurde somit auch allgemein und überall anerkannt. in der Siedlung am Sandberg wurden Kleinsilbermünzen mit einem Gewicht von I ‚ Gramm geprägt. Sie zeigen auf der Vorderseite Reste eines Kopfes oder einen bloßen Buckel und auf der Rückseite ein springendes Pferdchen. Auch andere Silbermünzen und Goldmünzen scheinen in Roseldorf geprägt worden zu sein. Ein Argument dafür, bei der Siedlung am Sandberg von einer Stadt zu sprechen. Der Tausch von Naturalien wich auch im keltisch besiedelten Gebiet zunehmend der Bezahlung mit Münzen. Das erleichterte den Handel wesentlich und förderte ihn zugleich. Münzen ersetzten auch immer öfter verschiedene Wertgegenstände als Opfer für die Götter. Erkennen Sie den Unterschied zwischen den beiden abgebildeten Silbermünzen, die in der Fachwelt als Roseldorf I und Roseldorf II bekannt sind?
Eine Tafel im Feld informiert:
Die Verlockung des Geldes
Wo viel Geld umgesetzt wird, da gibt es auch Versuche, ohne ehrliche Arbeit zu Geld zu kommen. wie alle Münzen in der damaligen Zeit entsprach der Wert der keltischen Münzen dem Materialwert des Metalls. Man konnte den Wert also durch Wiegen der Münzen kontrollieren. Wie heutige Geldfälscher, die mit viel Geschick die vielen Sicherheitsmerkmale der Euro-Geldscheine imitieren, waren allerdings auch die keltischen Münzfälscher sehr geschickt und findig. Auf einen meist kupfernen Münzkern wurde ein Überzug aus gutem Gold angebracht und daraufhin mit zwei Prägestempeln die Münze geprägt. Dabei kam den Kelten natürlich auch die allgemein verbreitete hohe Kunst der Metallverarbeitung zugrunde. Das Geldstück war zwar etwas geringer im Gewicht, aber im Trubel des regen Handels wogen die Händler oft nicht nach. Die vielen Fälschungen, die am Sandberg gefunden wurden, beweisen, dass sich die aufwändige Herstellung der Falschmünzen gelohnt hat. Über 4o % der gefälschten Goldmünzen wurden in Roseldorf selbst geprägt. Fälschungen sind allerdings nicht nur am Sandberg und im keltischen Siedlungsraum bekannt, sondern in der gesamten Antike. Kennen Sie die Sicherheitsmerkmale der Euro-Scheine in ihrer Geldtasche? Besondere Oberflächenstruktur; Wasserzeichen, Sicherheitsfaden und Durchsichtsregister‚ die im Gegenlicht sichtbar werden sowie Kippeffekte - jeweils auf der Vorder- und Rückseite.
Eine Tafel im Feld informiert:
Die Kelten und ihre Religion
Die Kelten waren ein sehr religiöses Volk. Sie beteten zu über 400 Göttern, die großteils für bestimmte Tätigkeiten zuständig und nur für einen Stamm von Bedeutung waren. Die Kelten hielten sie für ihre Vorfahren, die sich wie Menschen benahmen, aber übermenschliche Kräfte besaßen. Auch Tieren schrieb man übernatürliche Kräfte zu; dem Eber, dem Hund oder auch der Schlange, demRaben, verehrt wurden die Götter an besonderen Orten in der Natur wie Quellen, Flüssen und Waldlichtungen oder in eigens eingerichteten Heiligtümern. Ausgeführt wurden die Kulthandlungen von den hoch geachteten Druiden. Sie waren nicht nur Priester, sondern auch Richter, Lehrer und Heiler. Die Druiden standen über der Stammesgesellschaft und konnten Kriege verhindern. Sie zahlten keine Steuern und waren vom Kriegsdienst befreit, mussten allerdings 7 bis 2o Jahre harte Ausbildung absolvieren. Da ihre Lehren nicht in Büchern niedergeschrieben werden durften, mussten die Schüler ein hervorragendes Gedächtnis haben. Wichtige Probleme wurden bei alljährlichen Treffen aller Druiden erörtert. Weil die Kelten an ein unverändertes Leben nach dem Tod glaubten, gaben sie ihren Toten alles mit ins Grab, was sie auch im Diesseits benötigten oder schätzten - Schmuck, Waffen, Werkzeuge, Kochgeschirr und sogar Speisen und Getränke. Bestattungen waren große Ereignisse. Je wichtiger der Tote, desto großartiger die Zeremonie und desto größer das Grab.
Eine Tafel im Feld informiert:
Geschenke an die Götter
In den Heiligtümern sprachen die Druiden Recht und trafen sich zu Beratungen. Vor allem aber zelebrierten sie dort Opfer, die die Götter erfreuen und die Menschen schützen sollten. Man versuchte die Nöte des Alltags, Krankheit und Tod zu bewältigen sowie das Bedürfnis nach Gesundheit, Fruchtbarkeit. Glück und Erfolg in allen Lebensbereichen bis hin zum Krieg zu befriedigen. Ebenso glaubte der Kelte, damit schwere Vergehen sühnen zu können. Häufig geht dem Opfer ein Gelübde voraus. Wird es erfüllt, erfolgt der Dank an die Götter. Geopfert wurden existentiell wichtige, häufig mit hohem Symbolwert behaftete Objekte. Im Graben rund um das Heiligtum am Sandberg fand man Schwertteile, Teile von Streitwägen, Pferdegeschirr, Werkzeuge, wertvolle Gefäße, Schmuckstücke, Münzen, außerdem Tier- und Menschenknochen sowie Keramik. Trotz ihrer Habsucht waren die deponierten Opfergaben für die Kelten tabu. In der zentralen Grube opferte man auch Tiere und Menschen. Neben Verbrechern wurden Kriegsgefangene und Sklaven als symbolische Götternahrung ertränkt, erhängt, verbrannt oder der Verwesung ausgesetzt, die im Sommer nach 2 Monaten, im Winter erst nach einem halben Jahr abgeschlossen war. Die Tiere wurden zum Teil im begleitenden Opfermahl verspeist. Die Köpfe, in denen nach Meinung der Kelten die Seele saß, stellte man ohne Unterkiefer zur Schau. Das Opfermahl, ein feierlicher Umzug, Tanz und Gesang machten die Zeremonie zur sinnlichen Erfahrung für den Einzelnen und die Gemeinschaft.
Eine Tafel im Feld informiert:
„Heiliger Boden“ am Sandberg
Neben besonderen Orten in der Natur, an denen sie die Anwesenheit des Göttlichen zu erkennen glaubten, richteten die Kelten Heiligtümer ein. Eine solche Kultstätte befand sich in der „Keltenstadt" am Sandberg und machte sie auch zum religiösen Zentrum. Die Kelten versuchten dort, auf die Gottheiten einzuwirken. Bemerkenswert ist, dass erstmals in Mitteleuropa ein gut erhaltenes Heiligtum entdeckt wurde, wie man sie bisher vor allem aus Gallien kannte. Sie sind quadratisch oder rechteckig und von einem Graben umgeben, meist auch zusätzlich von einem Palisadenzaun. Das Heiligtum am Sandberg misst 25 x 25 Meter. Heiligen B en betrat man - die aufgehende Sonne im Rücken - von Osten her, über eine Brücke. Für die Kelten hat der Kopf besondere kultische Bedeutung, weil sie glaubten, dass er Sitz der Seele ist. Am Eingangstor war deshalb der Kopf eines geopferten Tieres oder Menschen angebracht. im Zentrum des Heiligtums befand sich eine Opfergrube, die als Altar diente, mitunter überdacht war und sich in späterer Zeit sogar in einem Gebäude befand. Am Platz rundherum, wo die Opferzeremonien und -mahle stattfanden, standen Pfähle, auf denen Waffentrophäen oder Köpfe geopferter Tiere zur Schau gestellt wurden. Außerdem gaben Kultfiguren und Götterstatuen dem Ort besonderen Charakter. Da sie aus Holz waren, sind diese Figuren leider kaum erhalten. Die Opferreste wurden in zentralen Opfergruben oder im Graben rund um das Heiligtum deponiert.
Aussichtsturm
Der hölzerne Aussichtsturm hat eine Höhe von rund 12 m und stand bis Anfang 2010 im Freilichtgelände des Archäologieparkes Carnuntum. Infolge von Umstrukturierungsmaßnahmen im Archäologiepark wurde der Turm zur Verfügung gestellt und konnte im April 2010 am Sandberg durch die Brückenmeisterei Kornneuburg neu aufgestellt werden. […]
Eine Tafel im Feld informiert:
Das keltische Zentrum der Region
Geomagnetische Prospektionen bestätigten, was viele Einzelfunde vermuten ließen: Am Sandberg ruht die größte bekannte keltische Flachlandsiedlung Österreichs, 449 Grubenhäuser aus 4 Jahrhunderten und etliche größere Gebäude auf 22 ha Fläche sind am Magnetikplan zu erkennen. Sehr wahrscheinlich zog sich die Siedlung sogar bis zum höchsten Punkt des Sandberges und um-fasste sogar 4o ha. Zur Veranschaulichung — i8i3 zählte die Innenstadt der Landeshauptstadt St. Pölten 33i Häuser und hatte ca. 2,2 ha. Der 339 Meter hohe Sandberg bietet einen weitreichenden Blick in alle Himmelsrichtungen.Der Südhang begünstigte die Landwirtschaft und sparte Energiekosten. Neben ausreichend Grundwasser führte sehr wahrscheinlich ein Bach durch die Siedlung der nahe Mannhartsberg bot genügend Bau- und Brennholz. Die zentrale Lage und Größe der Siedlung, die vermutlich komplette Umfriedung, die planmäßige Ausrichtung der Gebäude, 2 Markplätze, ein bedeutendes Heiligtum, die Prägung von Münzen, man kann getrost von einer stadtähnlichen Siedlung sprechen. Sie war das keltische Zentrum der Region, das vermutlich kurz vor Christi Geburt zerstört oder verlassen wurde. Die geomagnetische Prospektion misst magnetische Anomalien archäologischer Strukturen im Boden und liefert so vor Beginn archäologischer Grabungen eine Vielzahl an Informationen, die zielgenaue Grabungen ermöglichen. Überzeugen Sie sich selbst und überlegen Sie mit, was sich hinter den archäologischen Spuren verbergen könnte.
Eine Tafel im Feld informiert:
Keltische Krieger
Die meisten Römer und Griechen erlebten die Kelten als Krieger und Eroberer. Strabo beschrieb sie als kriegerisches Volk, immer in der Stimmung und bereit zum Kampf. Der stete Lärm, die kräftigen Männer und der sprichwörtliche Blutrausch, in den sie sich hineinsteigerten, jagten den Römern lange Zeit Schrecken ein. Die Krieger trugen einen bis zu 2,5 Meter langen Speer und einen großen Schild. wohlhabende besaßen ein bis zu 1 Meter langes Schwert als Hiebwaffe und schützten sich mit Metallhelm und Kettenhemd. Kriege boten den Kelten die beste Gelegenheit, Wagemut und Tapferkeit zu beweisen, für die sie verehrt wurden. Immer wieder traten deshalb Krieger aus der Schlachtlinie hervor und forderten zum Zweikampf. Besondere Beachtung fanden die nackt kämpfenden Kelten. Berichte von 20.000 Streitwägen waren wohl übertrieben. Sie besaßen aber große Bedeutung‚ um feindliche Linien zu durchbrechen. Ab 200 v. Chr. liefen ihnen Reiter den Rang ab. Die Hauptschlachtlinien wurden von Bogenschützen, Speerwerfern und Schleuderern geschützt. Mit der Zeit wussten die Römer die fehlende Disziplin, Hitzköpfigkeit und den oft blinden Wagemut zu nutzen, um die Barbaren mit ihren überlegenen Waffen zurückzudrängen. Doch die Kelten lernten. Bereits vor Christi Geburt sahen sich Ceasars Legionen 340.000 Galliern unter einem Befehlshaber gegenüber. Zudem machte den Römern Vercingetorix‘ kluge Taktik zu schaffen. Bei einem Rückzug hinterließ er ihnen z. B. ein verwüstetes Land ohne Vorräte und hungerte sie so aus.
Eine Tafel im Feld informiert:
Ein stattliches Volk
„Die Gallier sind von hohem Wuchs, haben saftvolle Körper, weiße Haut und ihre Haare sind blond… auch ihre Frauen sind stattlich und nehmen es an Stärke mit ihnen auf", zeigten sich die klassischen Autoren beeindruckt. Fettleibigkeit war verpönt. Spiegel, Pinzette und Schminken verbreitet. Die Männer trugen lange Pumphosen und Hemden. Die Römer berichten ausführlich über ihre großen Schnurrbärte und ihr mit Kalkwasser steif frisiertes Haar. Die Frauen trugen lange Kleider, die mit zwei Fibeln an den Schultern zusammengehalten wurden. Keltische Kinder lernten von ihren Eltern, was sie als Bauern oder Hausfrauen wissen mussten. Hauptaufgaben der Frauen waren die Kinder, der Haushalt und der Großteil der Arbeit am Hof. Historiker vermuten, dass sie mehr Freiheit und Macht hatten als Griechinnen und Römerinnen. Viele junge Männer verließen das Elternhaus und wurden Krieger. Die Kelten waren auch für ihre rauschenden Feste bekannt, die Zusammengehörigkeit und Rangordnung festigten. An der Spitze stand ein Herrscher, der einen Teil seiner Macht an den Kriegeradel abgab. Zum Adel zählten außerdem die spezialisierten Kunsthandwerker, die Rechtskundigen‚ die Ärzte, die Baumeister, die Barden und Priester. Die überwiegend bäuerliche Bevölkerung band sich freiwillig an einen Kriegeradeligen. Gegen Naturalien und Dienstleistungen lieh er ihnen sein Vieh. Mit ihnen konnte er eine Streitmacht aufstellen und u. a. den Viehbestand vergrößern. Neben den Freien gab es noch die Unfreien.
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Die Kunst der „Barbaren“
Die Griechen nannten jeden, der nicht griechisch sprach, einen Barbaren. Also all jene, die nicht der klassischen Welt angehörten. Sie meinten damit aber nicht Kulturlosigkeit oder Mangel an Feingefühl. Niemand, der keltische Ornamente betrachtet oder irische Sagen gelegen hat, könnte auf diese Idee kommen. Zunächst fanden die Hallstattfürsten Gefallen an Trinksitten und Statussymbolen der Griechen, Etrusker und Italiker. Es entwickelte sich der eckige, geometrische Hallstattstil. Zu Beginn der Latènezeit wandelte sich dann der Geschmack der breiten Masse. Dies weist auf tiefschürfende gesellschaftliche, geistige und religiöse Umwälzungen hin. Die Kelten passten die Vorbilder aus dem Süden ihren Bedürfnissen und Empfindungen an. Ein völlig neuer, einzigartiger Kunststil war geboren - der Latènestil. Er basiert auf fließend geschwungenen Linien, die sich zu kontrastreichen Mustern vereinigen. Die Kelten liebten üppige Ornamente, in denen sich auch Figuren und Köpfe wiederfinden. Sie schufen aber nur selten freistehende Figuren. wenn, dann sind diese kaum naturalistisch. Die Darstellungen von Tieren muten persisch an. Gesichter werden zu bizarren Masken, grotesken oder bedrohlichen Fratzen - wie aus einer anderen Welt. Die Kunst diente der Verzierung von Waffen, Werkzeugen, Kesseln, Pferdegeschirr, Wagen, Münzen, Spiegel und Kämmen. Die Mobilität der Kelten brachte über weite Siedlungsgebiete eine erstaunliche Einheitlichkeit im Stil. Betrachten Sie einmal ihre Alltagsgegenstände und suchen Sie ihren Stil!
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Die große keltische Wanderung
Überbevölkerung, Ernteeinbußen durch das rauer werdende Klima, soziale Spannungen und die Verlockung südlichen Lebens ließen die Kelten, beginnend mit dem 5. Jh. v. Chr., nach neuen Lebensräumen suchen - zunächst in angrenzenden Gebieten, später auch in Ferneren. ihre Ziele waren ihnen durch ihre Handelsbeziehungen gut bekannt. Zunächst drangen bewaffnete Gruppen über die Alpen in die Poebene vor und unterwerfen die Etrusker. Regelmäßige Plünderungszüge Richtung Süden, bis nach Apulien, die Verwüstung Roms und die vernichtende Niederlage des römischen Heeres am Flüsschen Allia um 387 v. Chr. versetzten die Römer in Angst und Schrecken. Um die Wende zum 4. Jh. drangen die Kelten auch ins Karpatenbecken vor. Heftige Einfälle richteten sich nach Südosten, bis nach Thrakien und Griechenland. Ein Teil der Kelten erreichte sogar Kleinasien. In den Briefen des Apostel Paulus an frühchristliche Gemeinden begegnen sie uns als Galater wieder. Zu Beginn des 3. Jhs. v. Chr. reichte der keltische Siedlungsraum von Irland bis Kleinasien. Als Söldner gelangten keltische Krieger-Verbände sogar bis nach Ägypten. Erst als die Römer den keltischen Stämmen mehrere schwere Niederlagen zufügten, gelang es ihnen, dem Ansturm zunächst Einhalt zu gebieten und die Kelten dann wieder zurückzudrängen. Ähnlich geschah es am Balkan. Ausgerechnet auf ihrem kulturellen und politischen Höhepunkt wurden die Festlandkelten zwischen den Römern und Germanen zerrieben und gingen in deren Reichen und Kulturen unter.
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Hinweise auf vorrömischen Weinbau?
Schon in der Hallstattzeit war Wein ein wichtiges Getränk der Reichen und Mächtigen. Zusammen mit anderen Luxusgütern wurde er in großen Mengen aus dem Mittelmeerraum importiert. Auch die keltische Oberschicht der Latènezeit hielt am Weinimport aus dem Süden fest. Vereinzelt gibt es aber auch Hinweise auf einen frühen mitteleuropäischen Weinbau. Hier auf dem Sandberg wurde im Umfassungsgraben des Heiligtums ein verkohlter Weinkern gefunden, der eindeutig als Kulturwein anzusprechen ist. Dieser Weinfund passt gut zu anderen frühen Nachweisen: latene- und hallstattzeitliche Kulturweinkerne traten auch in Sopron (Westungarn) und in Zagersdorf (Burgenland) zutage. Der bislang älteste österreichische Kulturweinkern stammt aus der spätbronzezeitlichen Wallburg von Stillfried a.d. March (Weinviertel). Natürlich könnten alle diese Funde auch auf importierte Rosinen, also getrocknete Weinbeeren zurückgehen. Gewissheit über einen echten vorrömischen Weinbau werden erst weitere Ausgrabungen liefern, bei denen nach den unscheinbaren Weinkernen gesucht wird. Die an Pflanzenfunden ungewöhnlich reiche Keltenstadt Sandberg bietet dazu beste Bedingungen. Allerdings kann der Weinbau keine lokale Erfindung gewesen sein. Er wurde schon im 5. Jahrtausend v. Chr. im Kaukasusgebiet und im Nahen Osten entwickelt. Wenn überhaupt, haben die Kelten den Weinbau nur in hochentwickelter Form aus dem Süden übernommen. Eine Inkulturnahme der heimischen Wildrebe ist mit Sicherheit auszuschließen. Probieren Sie einmal den edlen „Keltenwein"‚ den die Weinbauern heute aus den Trauben vom Sandberg keltern.
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Reger Handel mit Europa
Die Kelten verbreiteten nicht nur mit ihren weiträumigen Wanderungen und Plünderungszügen Angst und Schrecken. Sie verfügten auch über ein ausgedehntes Netzwerk an Handelswegen durch ganz Europa bis in den Mittelmeerraum. Sie exportierten Sklaven, Pelze, Gold, Eisen, Salz und auch überschüssige Nahrungsmittel. Keltisches Pökelfleisch galt in Rom als Delikatesse. Eingeführt wurden Wein, griechische und römische Gefäße, Schmuck, Seide und andere Luxusgegenstände. Die meisten Waren wurden auf Flüssen transportiert. Die Kelten reisten aber auch auf dem Landweg - zu Fuß, am Pferderücken und im zwei- oder vierrädrigen Wagen. Dass auch in der „Stadt" am Sandberg reger Handel getrieben und dabei viel Geld umgesetzt wurde, zeigen die zahlreichen Münzfunde. insgesamt 1300 Stück erfasste man bis 2005. Die Dunkelziffer der illegal verschleppten ist weitaus höher. in jenen zwei Bereichen der Siedlung, in denen die meisten Münzen gefunden wurden, nimmt man Marktplätze an. Die Siedlung bildete einen wichtigen Knotenpunkt zweier Handelsrouten - eine von Norden nach Süden, die andere von Westen nach Osten. Die fremden Münzen stammen aus dem heutigen Böhmen und aus dem bayerischen Manching, der Hauptstadt der Vindeliker. Auch Münzen aus Regionen südlich der Donau, aus Ungarn und der Slowakei fand man am Sandberg. Die schweren ostkeltischen Münzen sind zerhackt - vermutlich um das Gewicht der hiesigen Prägungen zu erreichen. Sehen Sie mal in ihrer Geldbörse nach, aus welchen Ländern ihre Euromünzen stammen.
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Tüchtige Getreidebauern
in der mittleren Steinzeit begannen die Menschen in Europa, die Wälder zu roden und Felder zu bestellen, um den Nahrungsbedarf der wachsenden Bevölkerung zu decken. Die Kelten waren bereits ein hoch entwickeltes Agrarvolk. Sie kannten die Vorteile des Fruchtwechsels. Um ihre Eisenpflüge, die sogar die Scholle wendeten, wurden sie von den Römern beneidet. Angebaut wurde vor allem Getreide. Verkohlte Vorräte an Saatgut, die in einem Gebäude der „Stadt“ am Sandberg gefunden wurden, lieferten wertvolle Einblicke: Als Sommergetreide wurde Gerste angebaut. Ein beträchtlicher Anteil an wildem Flughafer im Saatgut lässt vermuten, dass dieser in den Gerstenfeldern geduldet wurde. Als Wintergetreide baute man eine Mischung aus sehr robustem und nahrhaftem Einkorn und Dinkelweizen an. Einige Hirsekörner im Saatgut lassen vermuten, dass am Sandberg auch die in der Keltenzeit sehr bedeutende Hirse angebaut wurde. Die Vorräte lagerten die Kelten in tiefen Gruben und Speichern, die auf Stelzen standen. Das Getreide wurde mit schweren Steinen von Hand zu Mehl gemahlen. Die Kelten genossen es als Brei. Aus Einkorn und Dinkel wurde Brot gebacken. Gerste diente auch zur Herstellung von Bier.Für einen Teller Dinkelbrei schwitzt man 3 EL Dinkel in 1 EL Butter an, gießt mit 1/4 Liter Milch auf und kocht das Ganze unter ständigem Rühren ein, bis es ein Brei ist. verfeinert wird mit Honig und - je nach Saison - mit geriebenem Apfel, frischen oder trockenen Früchten.
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„Stadt“ prägt ihr eigenes Geld
Kein Volk dieser Zeit verstand so gut mit Metall umzugehen. Bahnbrechend war vor allem die Fertigkeit der Kelten, Eisen zu verhütten. und daraus haltbare Werkzeuge zu schmieden, Griechen und Römer kauften von ihnen Metall, fertige Erzeugnisse und übernahmen ihre Techniken. Einige Bergbau- und Metallverarbeitungs-Techniken der Kelten wurden erst im i8. Jahrhundert übertroffen. Münzen lernten die Kelten hingegen relativ spät von den Griechen und Römern kennen. Zunächst führten sie griechische Münzen ein. Ab dem 3. Jhdt. v. Chr. stellten sie auch zunehmend eigene Zahlungsmittel her. Ihr Wert entsprach wie bei unseren heutigen Goldbarren dem Materialwert des Metalls und wurde somit auch allgemein und überall anerkannt. in der Siedlung am Sandberg wurden Kleinsilbermünzen mit einem Gewicht von I ‚ Gramm geprägt. Sie zeigen auf der Vorderseite Reste eines Kopfes oder einen bloßen Buckel und auf der Rückseite ein springendes Pferdchen. Auch andere Silbermünzen und Goldmünzen scheinen in Roseldorf geprägt worden zu sein. Ein Argument dafür, bei der Siedlung am Sandberg von einer Stadt zu sprechen. Der Tausch von Naturalien wich auch im keltisch besiedelten Gebiet zunehmend der Bezahlung mit Münzen. Das erleichterte den Handel wesentlich und förderte ihn zugleich. Münzen ersetzten auch immer öfter verschiedene Wertgegenstände als Opfer für die Götter. Erkennen Sie den Unterschied zwischen den beiden abgebildeten Silbermünzen, die in der Fachwelt als Roseldorf I und Roseldorf II bekannt sind?
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Die Verlockung des Geldes
Wo viel Geld umgesetzt wird, da gibt es auch Versuche, ohne ehrliche Arbeit zu Geld zu kommen. wie alle Münzen in der damaligen Zeit entsprach der Wert der keltischen Münzen dem Materialwert des Metalls. Man konnte den Wert also durch Wiegen der Münzen kontrollieren. Wie heutige Geldfälscher, die mit viel Geschick die vielen Sicherheitsmerkmale der Euro-Geldscheine imitieren, waren allerdings auch die keltischen Münzfälscher sehr geschickt und findig. Auf einen meist kupfernen Münzkern wurde ein Überzug aus gutem Gold angebracht und daraufhin mit zwei Prägestempeln die Münze geprägt. Dabei kam den Kelten natürlich auch die allgemein verbreitete hohe Kunst der Metallverarbeitung zugrunde. Das Geldstück war zwar etwas geringer im Gewicht, aber im Trubel des regen Handels wogen die Händler oft nicht nach. Die vielen Fälschungen, die am Sandberg gefunden wurden, beweisen, dass sich die aufwändige Herstellung der Falschmünzen gelohnt hat. Über 4o % der gefälschten Goldmünzen wurden in Roseldorf selbst geprägt. Fälschungen sind allerdings nicht nur am Sandberg und im keltischen Siedlungsraum bekannt, sondern in der gesamten Antike. Kennen Sie die Sicherheitsmerkmale der Euro-Scheine in ihrer Geldtasche? Besondere Oberflächenstruktur; Wasserzeichen, Sicherheitsfaden und Durchsichtsregister‚ die im Gegenlicht sichtbar werden sowie Kippeffekte - jeweils auf der Vorder- und Rückseite.
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Die Kelten und ihre Religion
Die Kelten waren ein sehr religiöses Volk. Sie beteten zu über 400 Göttern, die großteils für bestimmte Tätigkeiten zuständig und nur für einen Stamm von Bedeutung waren. Die Kelten hielten sie für ihre Vorfahren, die sich wie Menschen benahmen, aber übermenschliche Kräfte besaßen. Auch Tieren schrieb man übernatürliche Kräfte zu; dem Eber, dem Hund oder auch der Schlange, demRaben, verehrt wurden die Götter an besonderen Orten in der Natur wie Quellen, Flüssen und Waldlichtungen oder in eigens eingerichteten Heiligtümern. Ausgeführt wurden die Kulthandlungen von den hoch geachteten Druiden. Sie waren nicht nur Priester, sondern auch Richter, Lehrer und Heiler. Die Druiden standen über der Stammesgesellschaft und konnten Kriege verhindern. Sie zahlten keine Steuern und waren vom Kriegsdienst befreit, mussten allerdings 7 bis 2o Jahre harte Ausbildung absolvieren. Da ihre Lehren nicht in Büchern niedergeschrieben werden durften, mussten die Schüler ein hervorragendes Gedächtnis haben. Wichtige Probleme wurden bei alljährlichen Treffen aller Druiden erörtert. Weil die Kelten an ein unverändertes Leben nach dem Tod glaubten, gaben sie ihren Toten alles mit ins Grab, was sie auch im Diesseits benötigten oder schätzten - Schmuck, Waffen, Werkzeuge, Kochgeschirr und sogar Speisen und Getränke. Bestattungen waren große Ereignisse. Je wichtiger der Tote, desto großartiger die Zeremonie und desto größer das Grab.
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Geschenke an die Götter
In den Heiligtümern sprachen die Druiden Recht und trafen sich zu Beratungen. Vor allem aber zelebrierten sie dort Opfer, die die Götter erfreuen und die Menschen schützen sollten. Man versuchte die Nöte des Alltags, Krankheit und Tod zu bewältigen sowie das Bedürfnis nach Gesundheit, Fruchtbarkeit. Glück und Erfolg in allen Lebensbereichen bis hin zum Krieg zu befriedigen. Ebenso glaubte der Kelte, damit schwere Vergehen sühnen zu können. Häufig geht dem Opfer ein Gelübde voraus. Wird es erfüllt, erfolgt der Dank an die Götter. Geopfert wurden existentiell wichtige, häufig mit hohem Symbolwert behaftete Objekte. Im Graben rund um das Heiligtum am Sandberg fand man Schwertteile, Teile von Streitwägen, Pferdegeschirr, Werkzeuge, wertvolle Gefäße, Schmuckstücke, Münzen, außerdem Tier- und Menschenknochen sowie Keramik. Trotz ihrer Habsucht waren die deponierten Opfergaben für die Kelten tabu. In der zentralen Grube opferte man auch Tiere und Menschen. Neben Verbrechern wurden Kriegsgefangene und Sklaven als symbolische Götternahrung ertränkt, erhängt, verbrannt oder der Verwesung ausgesetzt, die im Sommer nach 2 Monaten, im Winter erst nach einem halben Jahr abgeschlossen war. Die Tiere wurden zum Teil im begleitenden Opfermahl verspeist. Die Köpfe, in denen nach Meinung der Kelten die Seele saß, stellte man ohne Unterkiefer zur Schau. Das Opfermahl, ein feierlicher Umzug, Tanz und Gesang machten die Zeremonie zur sinnlichen Erfahrung für den Einzelnen und die Gemeinschaft.
Eine Tafel im Feld informiert:
„Heiliger Boden“ am Sandberg
Neben besonderen Orten in der Natur, an denen sie die Anwesenheit des Göttlichen zu erkennen glaubten, richteten die Kelten Heiligtümer ein. Eine solche Kultstätte befand sich in der „Keltenstadt" am Sandberg und machte sie auch zum religiösen Zentrum. Die Kelten versuchten dort, auf die Gottheiten einzuwirken. Bemerkenswert ist, dass erstmals in Mitteleuropa ein gut erhaltenes Heiligtum entdeckt wurde, wie man sie bisher vor allem aus Gallien kannte. Sie sind quadratisch oder rechteckig und von einem Graben umgeben, meist auch zusätzlich von einem Palisadenzaun. Das Heiligtum am Sandberg misst 25 x 25 Meter. Heiligen B en betrat man - die aufgehende Sonne im Rücken - von Osten her, über eine Brücke. Für die Kelten hat der Kopf besondere kultische Bedeutung, weil sie glaubten, dass er Sitz der Seele ist. Am Eingangstor war deshalb der Kopf eines geopferten Tieres oder Menschen angebracht. im Zentrum des Heiligtums befand sich eine Opfergrube, die als Altar diente, mitunter überdacht war und sich in späterer Zeit sogar in einem Gebäude befand. Am Platz rundherum, wo die Opferzeremonien und -mahle stattfanden, standen Pfähle, auf denen Waffentrophäen oder Köpfe geopferter Tiere zur Schau gestellt wurden. Außerdem gaben Kultfiguren und Götterstatuen dem Ort besonderen Charakter. Da sie aus Holz waren, sind diese Figuren leider kaum erhalten. Die Opferreste wurden in zentralen Opfergruben oder im Graben rund um das Heiligtum deponiert.
Es geht nun wirklich flott bergab nach Platt, wo man unbedingt einen Blick in das Museum Steinzeitkeller werfen sollte. Das Besondere an dem kleinen Museum ist, dass die Artefakte sozusagen direkt vor der Tür gefunden wurden. Steht man vor dem Eingang und blickt in die Wiese neben der Neubausiedlung, dann war dort ungefähr 5.500 vor Christus ein kleiner See und rundherum einen recht große mittelsteinzeitliche Siedlung, die man erst um 2000 entdeckte… und die bis ins Mittelalter hinein besiedelt war. Platt - ein Wort slawischen Ursprungs für Sumpf steht ja bestens im Gelände: Von drei Seiten von Hügeln umgeben und auf der „besten Erde Österreichs“. Die Auswirkungen der Diendorfer Störung - hier „schwimmt“ das weiche Weinviertel an der harten böhmischen Granitmasse des Waldviertels vorbei und hält durch die Mikrovibrationen angeblich Schlangen ab - sorgen zwar für Sprünge in den Gebäuden, aber das stört kaum.
Das Museum selbst in einem alten Weinkeller besteht aus einem Schauraum mit den Funden und einem Stollen, der zu einer steinzeitlichen Küche führt. Dahinter sieht man die Lehmwand, aus der die im Schauraum ausgestellten Tonartefakte gefertigt wurden.
Unserer Vortragenden gelingt es mühelos, Aspekte des Alltagslebens vor rund 7500 Jahren wieder zum Leben zu erwecken. Da ist ein Mahlstein, den man in die Hände nehmen darf und seine Finger in die Lücke legen kann, die von den steinzeitlichen Personen durch die tägliche Benutzung entstanden ist. Da sieht man eine Steinzeitsichel aus Holz mit Silexklingen - messerscharf - die mit Birkenkleber befestigt wurden. Hier steht auch Keramik von einer Dicke von zwei Millimetern, die ohne Töpferscheibe gefertigt wurde. Zeitgenössischen Fachleuten ist es nicht gelungen, die Keramik nachzubauen. Erst als sie lokalen Lehm verwendeten, waren sie so gut wie die Steinzeitmenschen. Selten haben wir eine derartig anschauliche Führung erlebt!
Das Museum selbst in einem alten Weinkeller besteht aus einem Schauraum mit den Funden und einem Stollen, der zu einer steinzeitlichen Küche führt. Dahinter sieht man die Lehmwand, aus der die im Schauraum ausgestellten Tonartefakte gefertigt wurden.
Unserer Vortragenden gelingt es mühelos, Aspekte des Alltagslebens vor rund 7500 Jahren wieder zum Leben zu erwecken. Da ist ein Mahlstein, den man in die Hände nehmen darf und seine Finger in die Lücke legen kann, die von den steinzeitlichen Personen durch die tägliche Benutzung entstanden ist. Da sieht man eine Steinzeitsichel aus Holz mit Silexklingen - messerscharf - die mit Birkenkleber befestigt wurden. Hier steht auch Keramik von einer Dicke von zwei Millimetern, die ohne Töpferscheibe gefertigt wurde. Zeitgenössischen Fachleuten ist es nicht gelungen, die Keramik nachzubauen. Erst als sie lokalen Lehm verwendeten, waren sie so gut wie die Steinzeitmenschen. Selten haben wir eine derartig anschauliche Führung erlebt!
Wir rollen anschließend gemütlich durchs flache Gelände zurück nach Zellerndorf. Fazit: Eine phantastische und rundum zufriedenstellende Tour durchs Retzer Land… ein Flug durchs Weinland und der Weinzeit!