Tour 51: Zum Löwen von Aspern
Diese Tour von rund 48 Kilometern führt über die Donauinsel nach Aspern und retour über die Lobau. Warum zum Löwen? In Aspern mischen sich auf geradezu unglaubliche Weise französische, österreichische und russische Spuren mit einem Schuss Radfahrgeschichte!
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Die Tour beginnt wieder einmal beim Sportclubstadion im schönen Hernals, wo es die Alszeile stadteinwärts geht. Hier ist einer der wirklich wenigen vorbildlichen Radwege in diesem Bereich der Stadt.
Ab dem Bereich MA48 muss man sich die Straße wieder mit dem MIV teilen. Ein Radstreifen ist markiert, aber es ärgern zu breite SUV, zu weit rechts fahrende MIVler, mieser Belag, verparkter Platz bei der Ampel Wattgasse… solange die Infrastruktur für Radler_innen nicht MASSIV verbessert und Priavtparken im öffentlichen Raum MASSIV eingeschränkt wird, wird Wien halt weiter im Stau stehen, Kleinkriege austragen und schlechte Luft atmen!
Bis zum Gürtel geht es über verparkte Straßenzüge immer leicht bergab. Wer hier, wie wir, mit gemütlichen 15 km/h unterwegs ist, wird regelmäßig angehupt bzw. geschnitten.
Schnell über den Gürtel und am AKH vorbei. Halt. Hier muss man sich schnell den Namen Anton Dominik Fernkorn ins Gedächtnis rufen, der 1878 im Wahnsinn in der Lazarettgasse 14 verstarb. Er ist schließlich der Bildhauer des Löwen von Aspern.
Bis zum Gürtel geht es über verparkte Straßenzüge immer leicht bergab. Wer hier, wie wir, mit gemütlichen 15 km/h unterwegs ist, wird regelmäßig angehupt bzw. geschnitten.
Schnell über den Gürtel und am AKH vorbei. Halt. Hier muss man sich schnell den Namen Anton Dominik Fernkorn ins Gedächtnis rufen, der 1878 im Wahnsinn in der Lazarettgasse 14 verstarb. Er ist schließlich der Bildhauer des Löwen von Aspern.
Nun geht es in den Uni-Campus hinein, bevor es via Berggasse in Richtung Augarten geht. Von hier aus ist der Praterstern schnell erreicht und die blühenden Kastanien grüßen.
An einem Haus in der Oberen Augartenstraße erfreut ein Graffito. Gemeint sein dürfte mit dem „Steh auf, Gavro“ der bosnische Serbe Gavrilo Prinćip, der 1914 Franz Ferdinand und seine Frau Sophie erschoss.
Nun geht es gemütlich über die Donauinsel, bevor man in Richtung Lobau abbiegt. Beim Oberen Mühlwasser kann man eine nette Rast einlegen und sommers ein wenig im Wasser plantschen.
Nun geht es im Bereich Biberhaufenweg auf Nebenstraßen und Radwegen bis nach Aspern, wo unser erster Weg auf den Friedhof zum sowjetischen Denkmal führt. Zwei Obelisken mit dem roten Stern erheben sich hier.
Gleich um die Ecke liegt dann der Löwe von Aspern, wegen dem wir uns ja aufs Rad geschwungen haben. Der Löwe mit prächtiger Mähne ist ein sterbender. Der Kopf ruht auf französischem Schnickschnack. Das Eichenlaub steht übrigens für die siegreichen deutschsprachigen Mannen.
Hinter dem Löwen ist neben der Kirche auch das Museum Aspern, das über die Schlacht von 1809 zwischen Napoleon und Österreich informiert.
In der Schule gegenüber hatten zwischen 1945 und 1955 die sowjetischen Truppen ihren Stützpunkt.
In der Schule gegenüber hatten zwischen 1945 und 1955 die sowjetischen Truppen ihren Stützpunkt.
Ein Stück weiter, auf dem Siegesplatz 7, befindet sich nun die lokale Bücherei. Das Haus selbst wurde 1904 erbaut und diente als Caféhaus und Veranstaltungsort mit Platz für rund 400 Personen. Hier ging es international zu, denn hier nächtigten Flugpersonal und Reisende, die am Flughafen Aspern landeten. Hier steppte der lokale Bär… und ab 1945 dann der sowjetische. Hier waren die Soldaten und Soldatinnen untergebracht. Die weiblichen Kämpfer wurden sehr abwertend als „Flintenweiber“ bezeichnet. Die Gemeinde Wien renovierte später dann das Haus. Ein Konsum zog ein… und nach dessen Pleite eben die Städtische Bücherei.
Etwas weiter vorne steht dann die Stele für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs.
Nun geht es weiter in die Benjowskigasse, genauer gesagt, zur Nummer 53, der Haschavilla. Die nun folgenden Verbindungen zeigen wieder einmal, dass die Welt ein Dorf ist… eine kleine Radlerei innerhalb der Stadtgrenzen Wiens einen schnell um den halben Globus führen kann… und irgendwie alles mit allem verbunden scheint.
Beginnen wir mit dem Straßennamen, der seit 1961 gilt. Wer war nun dieser Moritz August Benjowski? Ein Österreicher? Na ja, geboren im Habsburgerreich. EIn Ungar? Na ja, geboren im Königreich Ungarn. Ein Slowake? Na ja, sein Geburtsort liegt in der heutigen Slowakei. Also, gar nicht so einfach zu sagen. Aber als Adeliger stand er sowieso über kleinlichen Nationalitätenfragen. Und sein Geburtsjahr? Ebenso unklar. Es gibt zwei offizielle Urkunden, die 1741 UND 1746 als sein Geburtsjahr angeben. Er soll außerdem schon 1758 als österreichischer Leutnant im Siebenjährigen Krieg gekämpft haben. Und das mit 12 bzw. 17 Jahren! Als es in den 1760er-Jahren dann zu innerfamiliären Differenzen wegen eines Erbteils kam, da war der Moritz nicht zimperlich und ging militärisch gegen seine Verwandtschaft vor. Das gefiel aber der Maria Theresia nicht so sehr… und sie verwies ihn des Habsburgerlandes. Er bildete sich nun auf dem Schifffahrtssektor weiter und ging anschließend zur polnischen Armee… wo er im Kampf gegen die Russen 1769 in Kriegsgefangenschaft geriet. Er landete in Kazan, floh nach Sankt Petersburg, wurde erneut verhaftet und diesmal nach Kamtschatka verbannt, um dort als leibeigener Bauer sein Leben auszuhauchen. So war der Plan. Als das Transportschiff in Seenot geriet, rettete es der Moritz und wurde so zum Helden. Nun machte er sich nützlich, erbaute eine Schule, infrastrukturierte die Halbinsel und ehelichte die Tochter des Gouverneurs… was aber erneut historisch nicht ganz sicher ist. So integriert und etabliert, machte er 1771 mit anderen Verbannten einen Aufstand, plünderte die Staatskasse, tötete seinen Schwiegervater und setzte sich nach Japan ab. Als sein Leben gerade langweilig zu werden drohte, machte er 1774 dem französischen König den Vorschlag, doch Madagaskar zu erobern… was ihm auch gelang und er sich dort 1776 zum lokalen König erheben ließ. Es folgten einige kleinere Quereleien mit dem Mutterland und einige Reisen in die USA, bevor er in den habsburgischen Schoß zurückkehrte und diesmal 1785 für Josef II. Madagaskar ins Habsburgerreich bringen wollte. Die Franzosen schickten Truppen vom benachbarten Mauritius aus, Moritz wurde schwer verwundet und starb 1786 als Mitvierziger auf der Insel.
Ein gewisser August von Kotzebuhe nahm das Leben von Moritz zum Anlass und verfasste 1791 ein Buch darüber… nicht wissend, dass er ein knappes Jahrzehnt später auf Moritz’ Spuren wandeln würde. Im April 1800 beschloss Herr Kotzebuhe, für mehrere Monate nach Russland zu reisen, aber auf seiner Reise dorthin wurde er wegen des Verdachts, er sei ein Freund der Französischen Revolution, schon an der Grenze verhaftet und nach Sibirien verfrachtet. Da traf es sich gut, dass er sein Stück „Der alte Leibkutscher Peters III.“ zur Hand hatte, das dem Zaren Paul I. schmeichelte. So konnte schnell begnadigt werden.
1801 kehrte er nach Deutschland zurück… wo er 1806 vor Napoleon wieder nach Russland flüchtet… um 1817 als russischer Generalkonsul wieder in Deutschland zu landen. Dort legte er sich literarisch mit der Studentenschaft an, was 1819 zu seiner Ermordung in Mannheim durch den Studenten Sand führte. Wo wir bei der Erfindung des Fahrrads sind, das ja 1817 eben in diesem Mannheim via Förster Karl Drais das Licht der Welt erblickte. Blöd nur, dass es der Papa vom Drais war, der den Sand zum Tode verurteilte. Als Folge davon wurde Drais mächtig gemobbt… was schlussendlich eine Emigration nach Brasilien nach sich zog.
Doch zurück zur Benjowskigasse 53 und zur Haschavilla. Das von der Straße schwer einsehbare Haus wurde 1870 als Jagdschloss für - eh schon wissen - den Franzosen August Portois und seine Familie errichtet, der Mitbegründer der damals mächtig berühmten Möbelfabrik „Portois & Fix“ war. Mit seiner Vorgängerfirma durfte er 1874 die Erdgeschoßräume von Schloss Schönbrunn einrichten.
1931 ging das Haus an Herrn Thomas Hascha über.
Zwischen 1938 und 1945 waren dann deutsche Offiziere im Haus… und hinterließen es so wie den Rest der Welt. Verwüstet!
Sowjetische Soldaten waren die nächsten in den Gemäuern… sie konnten aber mit einer kleinen Zuwendung in Form eines Automobils - leider kein Fahrrad - zum Auszug bewegt werden.
Beginnen wir mit dem Straßennamen, der seit 1961 gilt. Wer war nun dieser Moritz August Benjowski? Ein Österreicher? Na ja, geboren im Habsburgerreich. EIn Ungar? Na ja, geboren im Königreich Ungarn. Ein Slowake? Na ja, sein Geburtsort liegt in der heutigen Slowakei. Also, gar nicht so einfach zu sagen. Aber als Adeliger stand er sowieso über kleinlichen Nationalitätenfragen. Und sein Geburtsjahr? Ebenso unklar. Es gibt zwei offizielle Urkunden, die 1741 UND 1746 als sein Geburtsjahr angeben. Er soll außerdem schon 1758 als österreichischer Leutnant im Siebenjährigen Krieg gekämpft haben. Und das mit 12 bzw. 17 Jahren! Als es in den 1760er-Jahren dann zu innerfamiliären Differenzen wegen eines Erbteils kam, da war der Moritz nicht zimperlich und ging militärisch gegen seine Verwandtschaft vor. Das gefiel aber der Maria Theresia nicht so sehr… und sie verwies ihn des Habsburgerlandes. Er bildete sich nun auf dem Schifffahrtssektor weiter und ging anschließend zur polnischen Armee… wo er im Kampf gegen die Russen 1769 in Kriegsgefangenschaft geriet. Er landete in Kazan, floh nach Sankt Petersburg, wurde erneut verhaftet und diesmal nach Kamtschatka verbannt, um dort als leibeigener Bauer sein Leben auszuhauchen. So war der Plan. Als das Transportschiff in Seenot geriet, rettete es der Moritz und wurde so zum Helden. Nun machte er sich nützlich, erbaute eine Schule, infrastrukturierte die Halbinsel und ehelichte die Tochter des Gouverneurs… was aber erneut historisch nicht ganz sicher ist. So integriert und etabliert, machte er 1771 mit anderen Verbannten einen Aufstand, plünderte die Staatskasse, tötete seinen Schwiegervater und setzte sich nach Japan ab. Als sein Leben gerade langweilig zu werden drohte, machte er 1774 dem französischen König den Vorschlag, doch Madagaskar zu erobern… was ihm auch gelang und er sich dort 1776 zum lokalen König erheben ließ. Es folgten einige kleinere Quereleien mit dem Mutterland und einige Reisen in die USA, bevor er in den habsburgischen Schoß zurückkehrte und diesmal 1785 für Josef II. Madagaskar ins Habsburgerreich bringen wollte. Die Franzosen schickten Truppen vom benachbarten Mauritius aus, Moritz wurde schwer verwundet und starb 1786 als Mitvierziger auf der Insel.
Ein gewisser August von Kotzebuhe nahm das Leben von Moritz zum Anlass und verfasste 1791 ein Buch darüber… nicht wissend, dass er ein knappes Jahrzehnt später auf Moritz’ Spuren wandeln würde. Im April 1800 beschloss Herr Kotzebuhe, für mehrere Monate nach Russland zu reisen, aber auf seiner Reise dorthin wurde er wegen des Verdachts, er sei ein Freund der Französischen Revolution, schon an der Grenze verhaftet und nach Sibirien verfrachtet. Da traf es sich gut, dass er sein Stück „Der alte Leibkutscher Peters III.“ zur Hand hatte, das dem Zaren Paul I. schmeichelte. So konnte schnell begnadigt werden.
1801 kehrte er nach Deutschland zurück… wo er 1806 vor Napoleon wieder nach Russland flüchtet… um 1817 als russischer Generalkonsul wieder in Deutschland zu landen. Dort legte er sich literarisch mit der Studentenschaft an, was 1819 zu seiner Ermordung in Mannheim durch den Studenten Sand führte. Wo wir bei der Erfindung des Fahrrads sind, das ja 1817 eben in diesem Mannheim via Förster Karl Drais das Licht der Welt erblickte. Blöd nur, dass es der Papa vom Drais war, der den Sand zum Tode verurteilte. Als Folge davon wurde Drais mächtig gemobbt… was schlussendlich eine Emigration nach Brasilien nach sich zog.
Doch zurück zur Benjowskigasse 53 und zur Haschavilla. Das von der Straße schwer einsehbare Haus wurde 1870 als Jagdschloss für - eh schon wissen - den Franzosen August Portois und seine Familie errichtet, der Mitbegründer der damals mächtig berühmten Möbelfabrik „Portois & Fix“ war. Mit seiner Vorgängerfirma durfte er 1874 die Erdgeschoßräume von Schloss Schönbrunn einrichten.
1931 ging das Haus an Herrn Thomas Hascha über.
Zwischen 1938 und 1945 waren dann deutsche Offiziere im Haus… und hinterließen es so wie den Rest der Welt. Verwüstet!
Sowjetische Soldaten waren die nächsten in den Gemäuern… sie konnten aber mit einer kleinen Zuwendung in Form eines Automobils - leider kein Fahrrad - zum Auszug bewegt werden.
Nun geht es weiter zum Schüttkasten von Essling, in dem noch einmal 1809er-Schlacht aufgearbeitet wird. Hier kann man das das größte mitteleuropäische Diarama mit über 8.000 Figuren bestaunen.
Zur Entspannung geht es dann ab in die Lobau, wo an diesem Maitag im Oberleitner Wasser die Frösche ein weitum hörenswertes Konzert geben.
In den Auen selbst steht dann noch der Napoleon-Gedenkstein, der sich ja nach dem Aspern-Desaster auf die Lobau-Insel zurückgezogen hatte.
In den Auen selbst steht dann noch der Napoleon-Gedenkstein, der sich ja nach dem Aspern-Desaster auf die Lobau-Insel zurückgezogen hatte.
Die Wunder des Radeln... ein paar Pedaltritte... und schon ist man im Fernen Osten, im heißen Süden oder in den Abgründen des menschlichen Seins.