Tour 184: Wilhelmsburger Kleindenkmälerrunde
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Diese kurze Tour von rund 6 Kilometern hat einige der Kleindenkmäler im Stadtgebiet von Wilhelmsburg zum Ziel. Die Tour beginnt beim Traisentaler Angelsee und führt entlang der Traisen zur Brücke über dieselbe.
1. Nepomuk-Statue
Hier ist rechts in einer Nische eine Johannes Nepomuk-Statue eingesperrt. Es ist nicht der einzige Hans in der Stadt, beim Pfarrkircheneingang steht ein mächtigeres Exemplar. Wie heißt es so schön: „Auf jeder Bruck steht Nepomuk!“ War die Mariazeller Mizzi die Habsburger Staatsheilige, so war der Nepomuk zumindest zu Barockzeiten das männliche Pendant dazu. Und auch das Traisental ist nicht gerade arm an Nepomuk-Abbildungen. Der 1729 heiliggesprochene Johannes Nepomuk gilt nach Maria und Josef als der am dritthäufigsten dargestellte Heilige in Österreich.
Hier ist rechts in einer Nische eine Johannes Nepomuk-Statue eingesperrt. Es ist nicht der einzige Hans in der Stadt, beim Pfarrkircheneingang steht ein mächtigeres Exemplar. Wie heißt es so schön: „Auf jeder Bruck steht Nepomuk!“ War die Mariazeller Mizzi die Habsburger Staatsheilige, so war der Nepomuk zumindest zu Barockzeiten das männliche Pendant dazu. Und auch das Traisental ist nicht gerade arm an Nepomuk-Abbildungen. Der 1729 heiliggesprochene Johannes Nepomuk gilt nach Maria und Josef als der am dritthäufigsten dargestellte Heilige in Österreich.
2. Wappen I auf der Brücke
Gleich hinter dem Nepomuk findet man auf der Brücke rechts das Wappen von Wilhelmsburg.
Gleich hinter dem Nepomuk findet man auf der Brücke rechts das Wappen von Wilhelmsburg.
3. Wappen II auf der Brücke
Nun geht es über die Brücke in die Stadt, wo das links Wappen von Kreisbach zu sehen ist. Dereinst hieß das Gerinsel, das hier in die Traisen mündet, Chreuzpach, was so viel wie Krebsbach bedeutet. Die lokale Chef-Familie Chreutzpeck nahm den Bachnamen an und führt auch einen Krebs als Wappen und Helmzier. Man sieht hier also das Wappen der Ritter von Kreisbach.
Nun geht es über die Brücke in die Stadt, wo das links Wappen von Kreisbach zu sehen ist. Dereinst hieß das Gerinsel, das hier in die Traisen mündet, Chreuzpach, was so viel wie Krebsbach bedeutet. Die lokale Chef-Familie Chreutzpeck nahm den Bachnamen an und führt auch einen Krebs als Wappen und Helmzier. Man sieht hier also das Wappen der Ritter von Kreisbach.
Nun geht es traisenaufwärts und hin zum Freibad, wo gleich einige Dinge Aufmerksamkeit erregen.
4. Musikschule
Da wäre einmal das Musikschulgebäude aus 1978, das an seiner Fassade den Kopf des Migranten und Wirtschaftsflüchtlings Beethoven zeigt.
4. Musikschule
Da wäre einmal das Musikschulgebäude aus 1978, das an seiner Fassade den Kopf des Migranten und Wirtschaftsflüchtlings Beethoven zeigt.
5. Jugend
Am Gebäude daneben gibt es einen Fries, der – soferne man es entziffern kann – „unserer Jugend“ gedenkt, die sicherlich im Plantschiland gegenüber sozialisiert wurde.
Am Gebäude daneben gibt es einen Fries, der – soferne man es entziffern kann – „unserer Jugend“ gedenkt, die sicherlich im Plantschiland gegenüber sozialisiert wurde.
6. Sprungturm im Freibad
Am Freibadende, das übrigens 1966 in den Auensumpf gestellt wurde, hat man links einen sehr guten Blick auf den Sprungturm, der in manchen Publikationen als eines der „Wahrzeichen“ der Stadt tituliert wird und mit einem „Unser Turm ist schiefer“ sprungfreudige Menschen anziehen will.
Am Freibadende, das übrigens 1966 in den Auensumpf gestellt wurde, hat man links einen sehr guten Blick auf den Sprungturm, der in manchen Publikationen als eines der „Wahrzeichen“ der Stadt tituliert wird und mit einem „Unser Turm ist schiefer“ sprungfreudige Menschen anziehen will.
7. Kurzenkirchner-Denkmal
Das Denkmal für den Altbürgermeister ist rechts am Anfang der Bretschneiderstraße. Es trägt die Aufschrift:
August Kurzenkirchner / Bürgermeister 1920 bis 1934 / dem Förderer / des Siedlergendankens
Das Relief rechts stammt von den lokalen Künstlern F. Küffner und A. Treberer. Das Grab auf dem lokalen Friedhof, ganz rechts hinten im Eck, vermerkt:
In dankbarer Erinnerung / ihrem verdienten / Altbürgermeister / August / Kurzenkirchner, Oberlehrer i. R. / 1920 bis 1934 / Marktgemeinde Wilhelmsburg.
Das Denkmal für den Altbürgermeister ist rechts am Anfang der Bretschneiderstraße. Es trägt die Aufschrift:
August Kurzenkirchner / Bürgermeister 1920 bis 1934 / dem Förderer / des Siedlergendankens
Das Relief rechts stammt von den lokalen Künstlern F. Küffner und A. Treberer. Das Grab auf dem lokalen Friedhof, ganz rechts hinten im Eck, vermerkt:
In dankbarer Erinnerung / ihrem verdienten / Altbürgermeister / August / Kurzenkirchner, Oberlehrer i. R. / 1920 bis 1934 / Marktgemeinde Wilhelmsburg.
Über die Bretschneiderstraße und die Lilienfelder Straße geht es retour in die Stadt in den Conrad Lester-Hof 4
8. Conrad Lester-Hof
Diese Gedenkstätte erinnert an das Unglück vom 2. Dezember 1999, als hier beim Hauseinsturz infolge einer Gaslecks und einer Explosion zehn Menschen ums Leben kamen. Das Haus wurde 1969 als „Mittelwohnung“ erbaut und 1999 renoviert. Dabei wurde eine Gasleitung angebohrt. Man traf alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen, dichtete ab, testete und erlaubte den Bewohnern die Rückkehr. Um 18.30 flog das Haus in die Luft und verschüttete 15 Menschen. Neun Personen konnten nur mehr tot geborgen werden, eine zehnte Person verstarb im Krankenhaus
Opa Heinrich Lichtenstern
Er war ein Textilgroßhändler vor Ort und kaufte die nicht rentable k.k. privilegierte Wilhelmsburger Steingut- und Porzellanfabrik. Heinrich verstarb 1885.
Papa Richard Lichtenstern (1870 bis 1937)
Er begann mit 15 im väterlichen Betrieb und übernahm alles nach dem Tod von Heinrich, entschuldete die Porzellanfabrik und machte sie zur größten Steingutgeschirrfabrik in der Monarchie.
Conrad Lester (1907 bis 1996)
Der Mann hieß eigentlich Kurt Heinrich Lichtenstern und seine Familie war die Eigentümerin der Wilhelmsburger Steingutfabrik (= ÖSPAG-Werke ab 1960). Als die Nazis in Österreich die Macht übernahmen, musste er emigrieren. Die Fabrik wurde arisiert und in „Ostmark Keramik“ umgetauft. In den USA nahm er den Namen Conrad Henry Lester an. 1947 bekam die Familie das Unternehmen zurück und Conrad leitete es einige Zeit lang, bevor er seine Berufung als Germanist und Hochschullehrer fand. Er blieb aber weiterhin Besitzer. In den 1960er-Jahren entschied er, einen eigenen Markennamen für das Porzellan einzuführen und wählte „Lilien-Porzellan“. Hier produzierte man die recht erfolgreiche Daisy-Serie. Ihm ist ein Zimmer im lokalen Geschirrmuseum gewidmet. Die lokale Wohnhausanlage wurde 1977 nach ihm benannt. Außerdem ist ehr Ehrenbürger von Wilhelmsburg. Er wurde auf dem Friedhof in Döbling bestattet. Der Conrad hat auch eine Zeitschrift herausgegeben: „Freies Oesterreich - La libre Autriche“ - leider nur eine einzige Nummer.
8. Conrad Lester-Hof
Diese Gedenkstätte erinnert an das Unglück vom 2. Dezember 1999, als hier beim Hauseinsturz infolge einer Gaslecks und einer Explosion zehn Menschen ums Leben kamen. Das Haus wurde 1969 als „Mittelwohnung“ erbaut und 1999 renoviert. Dabei wurde eine Gasleitung angebohrt. Man traf alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen, dichtete ab, testete und erlaubte den Bewohnern die Rückkehr. Um 18.30 flog das Haus in die Luft und verschüttete 15 Menschen. Neun Personen konnten nur mehr tot geborgen werden, eine zehnte Person verstarb im Krankenhaus
Opa Heinrich Lichtenstern
Er war ein Textilgroßhändler vor Ort und kaufte die nicht rentable k.k. privilegierte Wilhelmsburger Steingut- und Porzellanfabrik. Heinrich verstarb 1885.
Papa Richard Lichtenstern (1870 bis 1937)
Er begann mit 15 im väterlichen Betrieb und übernahm alles nach dem Tod von Heinrich, entschuldete die Porzellanfabrik und machte sie zur größten Steingutgeschirrfabrik in der Monarchie.
Conrad Lester (1907 bis 1996)
Der Mann hieß eigentlich Kurt Heinrich Lichtenstern und seine Familie war die Eigentümerin der Wilhelmsburger Steingutfabrik (= ÖSPAG-Werke ab 1960). Als die Nazis in Österreich die Macht übernahmen, musste er emigrieren. Die Fabrik wurde arisiert und in „Ostmark Keramik“ umgetauft. In den USA nahm er den Namen Conrad Henry Lester an. 1947 bekam die Familie das Unternehmen zurück und Conrad leitete es einige Zeit lang, bevor er seine Berufung als Germanist und Hochschullehrer fand. Er blieb aber weiterhin Besitzer. In den 1960er-Jahren entschied er, einen eigenen Markennamen für das Porzellan einzuführen und wählte „Lilien-Porzellan“. Hier produzierte man die recht erfolgreiche Daisy-Serie. Ihm ist ein Zimmer im lokalen Geschirrmuseum gewidmet. Die lokale Wohnhausanlage wurde 1977 nach ihm benannt. Außerdem ist ehr Ehrenbürger von Wilhelmsburg. Er wurde auf dem Friedhof in Döbling bestattet. Der Conrad hat auch eine Zeitschrift herausgegeben: „Freies Oesterreich - La libre Autriche“ - leider nur eine einzige Nummer.
9. Marienkapelle
Gleich um die Ecke beim Mühlbach an der Weberkreuzung gegenüber vom Billa steht eine Kapelle, die in den 1980er-Jahren renoviert wurde und der Maria geweiht ist.
Gleich um die Ecke beim Mühlbach an der Weberkreuzung gegenüber vom Billa steht eine Kapelle, die in den 1980er-Jahren renoviert wurde und der Maria geweiht ist.
10. Relief
Das Relief befindet sich am Haus in der Lilienfelderstraße 2.
Das Relief befindet sich am Haus in der Lilienfelderstraße 2.
11. Roter Krebs
Dieses letzte Zunftzeichen im Ortsbild von Wilhelmsburg ist an der Barockfassade des Hauses in der Oberen Hauptstraße 21 angebracht. Hier soll über 600 Jahre lang der „Gasthof zum Roten Krebs“ gewesen sein. 1994 wurde ein Modehaus daraus.
Dieses letzte Zunftzeichen im Ortsbild von Wilhelmsburg ist an der Barockfassade des Hauses in der Oberen Hauptstraße 21 angebracht. Hier soll über 600 Jahre lang der „Gasthof zum Roten Krebs“ gewesen sein. 1994 wurde ein Modehaus daraus.
12. Hans Kudlich-Gedenktafel
Auf dem Haus in der Oberen Hauptstraße 21 ist auch eine Gedenktafel mit folgendem Text angebracht:
1848 – 1948. Dem Bauernbefreier Hans Kudlich wurde in diesem Haus Zuflucht und Schutz geboten. Marktgemeinde Wilhelmsburg – N.Ö. Bauernbund, Bezirk St. Pölten – 24. Oktober 1948.
Die lokale Version der Geschichte ist, dass Hans Kudlich aufgrund seiner Teilnahme an der Wiener Oktoberrevolution von 1848 flüchten musste und sich kurz in Wilhelmsburg aufhielt. Er fand im „Gasthof zum roten Krebs“, versteckt von mehreren Bürgern und dem Lederfabrikanten Jauernigg, Unterkunft. Es dürfte aber eher so sein, dass Kudlich auf seiner Agitationstour durch OÖ und NÖ zur Anwerbung von Bauern als Kämpfer hier vorbeikam. Der Ausflug war ein Fiasko! Da der Kaiser am 15. Oktober garantiert hatte, dass die Fronarbeit auch weiterhing abgeschafft bliebe, wollten die Bauern nicht für und um Wien kämpfen. Die ganze Sache konnte als Hochverrat ausgelegt werden.
Die offizielleren Quellen sprechen davon, dass er sich am 22. Oktober 1848 mit gefälschten Papierne mit dem Reichstag nach Tschechien begab. Hier war er durch die Immunität der Abgeordneten geschützt. Erst nach dessen Auflösung am 7. März 1849 begann Kudlichs Flucht.
Auf dem Haus in der Oberen Hauptstraße 21 ist auch eine Gedenktafel mit folgendem Text angebracht:
1848 – 1948. Dem Bauernbefreier Hans Kudlich wurde in diesem Haus Zuflucht und Schutz geboten. Marktgemeinde Wilhelmsburg – N.Ö. Bauernbund, Bezirk St. Pölten – 24. Oktober 1948.
Die lokale Version der Geschichte ist, dass Hans Kudlich aufgrund seiner Teilnahme an der Wiener Oktoberrevolution von 1848 flüchten musste und sich kurz in Wilhelmsburg aufhielt. Er fand im „Gasthof zum roten Krebs“, versteckt von mehreren Bürgern und dem Lederfabrikanten Jauernigg, Unterkunft. Es dürfte aber eher so sein, dass Kudlich auf seiner Agitationstour durch OÖ und NÖ zur Anwerbung von Bauern als Kämpfer hier vorbeikam. Der Ausflug war ein Fiasko! Da der Kaiser am 15. Oktober garantiert hatte, dass die Fronarbeit auch weiterhing abgeschafft bliebe, wollten die Bauern nicht für und um Wien kämpfen. Die ganze Sache konnte als Hochverrat ausgelegt werden.
Die offizielleren Quellen sprechen davon, dass er sich am 22. Oktober 1848 mit gefälschten Papierne mit dem Reichstag nach Tschechien begab. Hier war er durch die Immunität der Abgeordneten geschützt. Erst nach dessen Auflösung am 7. März 1849 begann Kudlichs Flucht.
13. Löwenrelief und Impressionen von der Oberen Hauptstraße
Das Haus in der Oberen Hauptstraße 3 zieren Löwenreliefs.
Das Haus in der Oberen Hauptstraße 3 zieren Löwenreliefs.
14. Heiliger Florian
Im Hauseingang in der Oberen Hauptstraße 14 steht versteckt dieser Florian in einer Nische.
Im Hauseingang in der Oberen Hauptstraße 14 steht versteckt dieser Florian in einer Nische.
15. Schwarzer Bär
Man ist seit 1591 ein Gasthof. Es gibt Gewölbe und Holztramdecken zu sehen ... und natürlich den Fassadenbären!
Man ist seit 1591 ein Gasthof. Es gibt Gewölbe und Holztramdecken zu sehen ... und natürlich den Fassadenbären!
16. Töpferstatue
Die Statue in einem kleinen Park an der Kreuzung „Obere Hauptstraße / Färbergasse“ trägt folgende Aufschrift:
Gewidmet dem Gründer / der Wilhelmsburger / Porzellanindustrie / Kommerzialrat / Richard Lichtenstern / von seinen Mitarbeitern / von der Stadtgemeinde / Wilhelmsburg.
Richard Lichtenstern (1870 bis 1937) begann mit 15 im väterlichen Betrieb, übernahm alles nach dem Tod von Papa Heinrich, entschuldete die Porzellanfabrik und machte sie zur größten Steingutgeschirrfabrik der Monarchie.
Die Statue in einem kleinen Park an der Kreuzung „Obere Hauptstraße / Färbergasse“ trägt folgende Aufschrift:
Gewidmet dem Gründer / der Wilhelmsburger / Porzellanindustrie / Kommerzialrat / Richard Lichtenstern / von seinen Mitarbeitern / von der Stadtgemeinde / Wilhelmsburg.
Richard Lichtenstern (1870 bis 1937) begann mit 15 im väterlichen Betrieb, übernahm alles nach dem Tod von Papa Heinrich, entschuldete die Porzellanfabrik und machte sie zur größten Steingutgeschirrfabrik der Monarchie.
17. Judas Thaddäus-Statue
Schneid das Kraut, bevor es Juda klaut!
In der Hauptplatzmitte von Wilhelmsburg steht eine Statue des heiligen Judas Thaddäus. Die Statue entstand und stand ab 1717 in Lilienfeld und kam über Krems erst 1738 nach Wilhelmsburg. An der Rückseite informiert ein Schild:
P. CHRISTIAN / ARBESSSER / PROF / CAMPILILIENSIS / ERREXIT / IN DÜRNBACH / INDE AD / HUNC LOCUM / TRANSLATUM / 1717
Arbesser
Christian Arbesser wurde 1671 geboren. Sein Vater Tobias Arbesser war in Wilhelmsburg Fleischhauer. 1693 wurde Christian zum Priester geweiht. Von 1697 bis 1700 scheint er als Pfarrvikar von Lilienfeld im Professbuch auf. Er starb 1738.
Judas Thaddäus
Der Mann war einer der zwölf Apostel vom Jesus. Ob es sich bei dem Namen ursprünglich um eine oder zwei Personen gehandelt hat, ist nicht ganz klar. Er war vor allem im Nahen Osten aktiv. Man tötete ihn schlussendlich im Irak alternativ mit einem Messer, einer Keule, einer Hellebarde, einem Schwert oder mit einer Hacke. Deswegen steht auch das Wümschburger Exemplar mit einem Knüppel auf dem Sockel. Warum musste er sterben? Er war mit seinem Kumpel Markus der lokalen Glaubenszunft, ganz klar religiöse Fanatiker, ins Gehege gekommen.
Heute liegen die Thaddäus-Gebeine im Petersdom … der ja aus Ablassgeld, dem mittelalterlichem Crowdfunding, finanziert wurde. Als 1517 ein gewisser Martin L. unter anderem forderte, dass alle die Bibel lesen können sollten, brachte er dadurch ungewollt Wissen in die Bauernschädel, die nun plötzlich auch unerhörte Forderungen aufstellten … was uns thematisch zum Hans Kudlich-Schild um die Ecke führt.
Wann braucht man den Judas Thaddäus? Wenn die Kacke am Dampfen ist! Er ist der Wunderwuzzi in „schwierigen und aussichtslosen Situationen“. Er hilft auch heute noch. Es empfiehlt sich neben Thaddäus-Gebeten die Schutzpatron-Aura-Essenz „Judas Thaddäus“, das ist ein Pumpspray zur Energetisierung von Räumen und der Aura.
Schneid das Kraut, bevor es Juda klaut!
In der Hauptplatzmitte von Wilhelmsburg steht eine Statue des heiligen Judas Thaddäus. Die Statue entstand und stand ab 1717 in Lilienfeld und kam über Krems erst 1738 nach Wilhelmsburg. An der Rückseite informiert ein Schild:
P. CHRISTIAN / ARBESSSER / PROF / CAMPILILIENSIS / ERREXIT / IN DÜRNBACH / INDE AD / HUNC LOCUM / TRANSLATUM / 1717
Arbesser
Christian Arbesser wurde 1671 geboren. Sein Vater Tobias Arbesser war in Wilhelmsburg Fleischhauer. 1693 wurde Christian zum Priester geweiht. Von 1697 bis 1700 scheint er als Pfarrvikar von Lilienfeld im Professbuch auf. Er starb 1738.
Judas Thaddäus
Der Mann war einer der zwölf Apostel vom Jesus. Ob es sich bei dem Namen ursprünglich um eine oder zwei Personen gehandelt hat, ist nicht ganz klar. Er war vor allem im Nahen Osten aktiv. Man tötete ihn schlussendlich im Irak alternativ mit einem Messer, einer Keule, einer Hellebarde, einem Schwert oder mit einer Hacke. Deswegen steht auch das Wümschburger Exemplar mit einem Knüppel auf dem Sockel. Warum musste er sterben? Er war mit seinem Kumpel Markus der lokalen Glaubenszunft, ganz klar religiöse Fanatiker, ins Gehege gekommen.
Heute liegen die Thaddäus-Gebeine im Petersdom … der ja aus Ablassgeld, dem mittelalterlichem Crowdfunding, finanziert wurde. Als 1517 ein gewisser Martin L. unter anderem forderte, dass alle die Bibel lesen können sollten, brachte er dadurch ungewollt Wissen in die Bauernschädel, die nun plötzlich auch unerhörte Forderungen aufstellten … was uns thematisch zum Hans Kudlich-Schild um die Ecke führt.
Wann braucht man den Judas Thaddäus? Wenn die Kacke am Dampfen ist! Er ist der Wunderwuzzi in „schwierigen und aussichtslosen Situationen“. Er hilft auch heute noch. Es empfiehlt sich neben Thaddäus-Gebeten die Schutzpatron-Aura-Essenz „Judas Thaddäus“, das ist ein Pumpspray zur Energetisierung von Räumen und der Aura.
18. Kriegerdenkmal
Das Denkmal befindet sich auf dem Hauptplatz rechts neben der Kirche. Man gedenkt hier allen: KZ-Opfer, NS-Täter und lokale Soldatenopfer zweier Weltkriege sind hier vereint. Die Anlage stammt von den Treberer-Brüdern.
Mittig unten findet sich ein kleines Täfelchen, das dereinst links hing und vorher auf dem Friedhof war. Dort steht geschrieben:
Im Kampf um ein freies demokratisches Österreich opferten ihr Leben:
Schober Johann († 1941)
Mraz Karl († 1943)
Kain Alfred († 1943)
Schuster Frz. († 1945)
Priplata Rud. († 1942)
Chocensky Leopold († 1945)
Matischek Jos. († 1943)
Dolecal Frz. († 1945)
Wer waren diese Menschen?
Das Denkmal befindet sich auf dem Hauptplatz rechts neben der Kirche. Man gedenkt hier allen: KZ-Opfer, NS-Täter und lokale Soldatenopfer zweier Weltkriege sind hier vereint. Die Anlage stammt von den Treberer-Brüdern.
Mittig unten findet sich ein kleines Täfelchen, das dereinst links hing und vorher auf dem Friedhof war. Dort steht geschrieben:
Im Kampf um ein freies demokratisches Österreich opferten ihr Leben:
Schober Johann († 1941)
Mraz Karl († 1943)
Kain Alfred († 1943)
Schuster Frz. († 1945)
Priplata Rud. († 1942)
Chocensky Leopold († 1945)
Matischek Jos. († 1943)
Dolecal Frz. († 1945)
Wer waren diese Menschen?
- Johann Schober (1900 bis 1941) war ein Eisendreher aus Wilhelmsburg. Er wurde 1941 wegen „kommunistischer Betätigung“ festgenommen. Er starb im Inquisitenspital in Wien.
- Karl Mraz (1914 bis 1943) war Schmiedegehilfe aus Wilhelmsburg. Er wurde 1941 wegen „Betätigung für die Rote Hilfe“ verhaftet, 1942 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, „Landesverrats“ und „Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt und 1943 in Wien enthauptet.
- Alfred Kain (1902 bis 1943) starb im KZ Mauthausen.
- Franz Schuster (1892 bis 1945) war ein Bahnhelfer aus Wilhelmsburg und für die „Rote Hilfe“ tätig. Er wurde 1941 verhaftet und 1942 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Danach kam er in das KZ Mauthausen, wo er verstarb.
- Rudolf Priplata (1889 bis 1942) starb in Wien-Lainz.
- Leopold Chocensky (1910 bis 1945) war ein Tischler aus Göblasbruck. Er wurde wegen „Kassierens für die Rote Hilfe“ 1941 festgenommen und 1942 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Im April 1945 wurde er von der GESTAPO erschossen.
- Josef Matischek (1913 bis 1943) war ein Schlossergehilfe aus Wilhelmsburg und für die KPÖ tätig. Er wurde 1941 verhaftet, 1942 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, „Landesverrats“ und „Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt und 1943 in Wien enthauptet.
- Franz Dolezal (1904 bis 1945) war ein Schlosser aus Göblasbruck. Er wurde wegen „Kassierens für die Rote Hilfe“1941 und 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Franz wurde beim „Steiner Massaker“ am 6. April 1945 erschossen.
19. Keramikhaus Billensteiner
Das Eckhaus auf dem Hauptplatz 10 ist das Keramikhaus Billensteiner.
Das Eckhaus auf dem Hauptplatz 10 ist das Keramikhaus Billensteiner.
20. Körnermetzen
Rechts an der Ecke des Hauses Nr. 10 findet man den Körnermetzen. Der „steinerne Metzen“ mit einem Gewicht von 61,5 Kilo diente als Maßeinheit. Das Schild trägt die Aufschrift „Könermetzen 1583“. Er wurde 1583 aufgestellt, als Kaiser Rudolf II. der Stadt Wilhlemsburg das Recht erteilte einen Wochenmarkt abzuhalten.
Rechts an der Ecke des Hauses Nr. 10 findet man den Körnermetzen. Der „steinerne Metzen“ mit einem Gewicht von 61,5 Kilo diente als Maßeinheit. Das Schild trägt die Aufschrift „Könermetzen 1583“. Er wurde 1583 aufgestellt, als Kaiser Rudolf II. der Stadt Wilhlemsburg das Recht erteilte einen Wochenmarkt abzuhalten.
Nun geht es die Hauptstraße retour bis zum Fleschplatz und in die Kreisbacher Straße hinein. Hier sieht man links am Haus 5 noch ein Relief, das zwei Kinder bei der Lederbearbeitung zeigt.
21. Lederer-Relief: Gerberei Flesch
Dieses kleine Relief animiert zu einer Reise in die Geschichte … und ans andere Ende der Welt.
Jakob Jauernigg
Ein erster Erzählstrang beginnt in Zentralslowenien, in Vrhnika, als hier 1793 der Jakob Jauernigg das Licht der Welt erblickte. Er studierte in Wien, war an technischer Chemie interessiert und machte ein paar Auslandsjahre in Deutschland, Frankreich und Polen. Anschließend machte er sich mit einer Gerberei in St. Veit an der Gölsen selbstständig. 1829 zog es ihn samt Gerberei nach Wilhelmsburg, wo er eine stillgelegte Lederei kaufte. Das Ding vom Jakob war state of the art und machte Sohlenleder in Rekordzeit. Der kurze Gerbeprozeß eben! Er erfand auch eine Loh-Reißmaschine und brachte Eichenrinde als Innovation im Gerbeprozeß ins Spiel. Denn was braucht es zum Gerben von Rindsleder? Richtig. Ganz viel Wasser, denn die Gerblösung muss mehrmals erneuert werden, und eben die Gerblösung. Dazu kann man die Lohe verwenden, die man aus der abgeschälten, getrockneten und zermahlten Rinde von jungen Eichenbäumchen gewinnen kann … die man im Frühjahr mit Lohlöffeln schälte. Der Mühlbach verlief mitten durch die Gerberei. Trocknung und Aufbewahrung des Leders erfolgte auf den Dachböden. Wie viele Felle die Fabrik in den 1840er-Jahren verarbeitete?
Familie Flesch
Familie Flesch, ursprünglich jüdischen Glaubens, lässt sich bis ins Frankfurt der 1560er-Jahre zurückverfolgen. Ein Zweig der Familie machte in Wien Karriere … mit der es 1670 vorerst vorbei war, als Leopold I. die Juden aus der Stadt vertreiben ließ.
Der für Wilhelmsburg interessante Flesch ist der Josef Maria, der sich 1866 hier einkaufte, den Betrieb zu einem führenden in der Monarchie führte ... und 1924 mit seinem Bankrott Wilhelmsburg in Not und Elend riss!
PS.: Einer der 1924er-Arbeitslosen emigrierte später in die UdSSR, wo er in den 1940er-Jahren stalinistischen Säuberungen zum Opfer fiel.
21. Lederer-Relief: Gerberei Flesch
Dieses kleine Relief animiert zu einer Reise in die Geschichte … und ans andere Ende der Welt.
Jakob Jauernigg
Ein erster Erzählstrang beginnt in Zentralslowenien, in Vrhnika, als hier 1793 der Jakob Jauernigg das Licht der Welt erblickte. Er studierte in Wien, war an technischer Chemie interessiert und machte ein paar Auslandsjahre in Deutschland, Frankreich und Polen. Anschließend machte er sich mit einer Gerberei in St. Veit an der Gölsen selbstständig. 1829 zog es ihn samt Gerberei nach Wilhelmsburg, wo er eine stillgelegte Lederei kaufte. Das Ding vom Jakob war state of the art und machte Sohlenleder in Rekordzeit. Der kurze Gerbeprozeß eben! Er erfand auch eine Loh-Reißmaschine und brachte Eichenrinde als Innovation im Gerbeprozeß ins Spiel. Denn was braucht es zum Gerben von Rindsleder? Richtig. Ganz viel Wasser, denn die Gerblösung muss mehrmals erneuert werden, und eben die Gerblösung. Dazu kann man die Lohe verwenden, die man aus der abgeschälten, getrockneten und zermahlten Rinde von jungen Eichenbäumchen gewinnen kann … die man im Frühjahr mit Lohlöffeln schälte. Der Mühlbach verlief mitten durch die Gerberei. Trocknung und Aufbewahrung des Leders erfolgte auf den Dachböden. Wie viele Felle die Fabrik in den 1840er-Jahren verarbeitete?
- 18.000 bis 24.000 Kalbsfelle
- 1.500 bis 2.000 Kuhfelle
- 300 bis 500 Pferdehäute
- 500 bis 1.000 Schaf- und Bockfelle
- 500 bis 2.000 Ochsenfelle
Familie Flesch
Familie Flesch, ursprünglich jüdischen Glaubens, lässt sich bis ins Frankfurt der 1560er-Jahre zurückverfolgen. Ein Zweig der Familie machte in Wien Karriere … mit der es 1670 vorerst vorbei war, als Leopold I. die Juden aus der Stadt vertreiben ließ.
Der für Wilhelmsburg interessante Flesch ist der Josef Maria, der sich 1866 hier einkaufte, den Betrieb zu einem führenden in der Monarchie führte ... und 1924 mit seinem Bankrott Wilhelmsburg in Not und Elend riss!
PS.: Einer der 1924er-Arbeitslosen emigrierte später in die UdSSR, wo er in den 1940er-Jahren stalinistischen Säuberungen zum Opfer fiel.