Tour 91: Der Reblaus-Radweg
Diese Tour von rund 40 bzw. 50 Kilometern - wir fahren bis Zellerndorf weiter - verläuft zwischen Drosendorf und Retz. Es ist ein Ritt vom Waldviertel ins Weinviertel. Es gibt mehrere Varianten, die man fahren kann. In der obigen Karte sind die zwei gebräuchlichsten Wege - über Geras bzw. direkt nach Langau - eingezeichnet. Der GPX-Track ist der grüne Weg. Wer nicht nach Geras will, muss vor einem Wald links abzweigen (kein Schild). Wir haben die Abzweigung im Track markiert.
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Der Reblaus-Express, der nur am Wochenende fährt, bringt uns von Retz nach Drosendorf. Hier beginnt die Tour, die - wie üblich - sehr erratisch beschildert ist. Schon die eineinhalbstündige Anreise ist ein Höhepunkt. Man bekommt eine Rundumbetreuung mit Fahrradverladung, Verköstigung - der Zug hat einen eigenen Buschenschank, der wöchentlich von einer anderen Winzerfamilie bespielt wird - und laufend Informationen zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten am Weg. Man erfährt, dass der erste Zug 1910 fuhr... und der letzte 2001. In Hessendorf wird ein 20-minütiger Stopp eingelegt, wo man sich die Beine vertreten kann, bevor man bis Drosendorf weiterrollt. Die Fahrt führt einen vor Augen, wie das Eisenbahnreisen so vor einigen Jahrzehnten noch war. Laut, langsam und nur bedingt komfortabel. Andererseits vermisst man in den modernen Zügen die persönliche Betreuung. In Drosendorf werden alle Radler_innen recht resolut ins Bahnhofsgebäude gebeten, wo sie eine detaillierte Beschreibung der „besten“ Strecke und einen Plan erhalten. Wir beschließen, trotz - oder gerade wegen - Infos zur „besten“ Strecke und einem Track auf dem Navi einfach stur der Beschilderung in der Landschaft zu folgen. Chapeau übrigens an die Leute vom Reblausexpress… sie leisten hier wirklich eine tolle Arbeit.
Los geht es also beim Bahnhof von Drosendorf. Wer möchte, kann hier einen Blick in die Stadt werfen, bevor es in die Thaya-Tiefe und am anderen Hügel wieder hoch geht. Als einzig österreichische Stadt ist Drosendorf ja noch heute durchgehend von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben. Und man könnte auch daran denken, dass sich hier eine der Wurzeln des Habsburgerreiches eingegraben hat. Als sich der Tscheche Ottokar und der Österreicher Rudolf in die finale Schlacht waren, da vertrödelte der Ottokar zwei Wochen für die Einnahme von Drosendorf… die der Rudi nutzte, um sich vorzubereiten. Nachzulesen beim Grillparzer Franzi: „Erst stürmt er vierzehn Tage Drosendorf und lässt dem Kaiser Zeit, die Macht zu sammeln… Ich habe Drosendorf; der Rücken ist gesichert.“ Das Ende ist bekannt. Ottokar tot und Habsburg ein Weltreich!
Nun geht es aber los. Einmal runter und schnell wieder rauf. Oben, am Galgenberg, hat man noch einmal einen guten Blick auf Drosendorf. Hier steht eine Steinsäule, das Urlaubs- oder Abschiedsmarterl. Der Galgen stand ja nur 150 Meter weiter. Früher war mal eine Statue drauf, bevor sie 1990 der Blitz wegputzte. Errichtet wurde die Säule 1774 von einem Mann der Ledererzunft. Nächtens trifft man hier gerne auf die Geister der Gehenkten und auch auf die Wilde Jagd.
Nun geht es aber los. Einmal runter und schnell wieder rauf. Oben, am Galgenberg, hat man noch einmal einen guten Blick auf Drosendorf. Hier steht eine Steinsäule, das Urlaubs- oder Abschiedsmarterl. Der Galgen stand ja nur 150 Meter weiter. Früher war mal eine Statue drauf, bevor sie 1990 der Blitz wegputzte. Errichtet wurde die Säule 1774 von einem Mann der Ledererzunft. Nächtens trifft man hier gerne auf die Geister der Gehenkten und auch auf die Wilde Jagd.
Ein kurzes Stück weiter steht dann links das Rote Kreuz mit einem wirklich imposanten Jesus-Körper vom Bildhauer Adolf Treberer-Treberspurg aus 1936… als Dank für seine gastfreundliche Aufnahme in Drosendorf.
Zirka in der Mitte zwischen Wolfsbach und Kottaun könnte man jetzt nach links, nach Langau, abbiegen. Am Ortseingang gibt es einen Badesee, der das Resultat des lokalen Kohleabbaus ist. Entdeckt hat man das lager beim Bau der Eisenbahn. Langau war also um 1950 der Waldviertler Ruhrpott, wo man bis 1964 Braunkohle in Tagbauweise gewann. Das Schild zeigt aber geradeaus und so folgen wir der Landesstraße nach Kottaun.
Im Ort könnte man sich eher links halten und so einer weiteren Variante des Reblaus-Radweges folgen. (Erst hinter Geras treffen wir auf der Bundesstraße auf zwei Schilder, die diese Version anzeigen) Unser Schild zeigt aber Richtung Geras und so rollen wir in den Ort.
Am Ortsausgang von Geras scheint ein Schild zu fehlen. Man könnte rechts in eine Schotterstraße einbiegen und so Teile des Bundesstraßenweges vermeiden. Wir radeln auf der B30 nach Langgau, wo wir wieder auf die Beschilderung treffen.
Nun ist es nicht mehr weit nach Hessendorf. Wer will, kann sich hier einen Fisch fangen. Der Ort wird als „Anglerparadies“ beworben. Betrachtet man die Sache aus einem anderen Blickwinkel, drängt sich die Bezeichnung „Fischhölle“ geradezu auf. Die Lokalität ist an einem August-Sonntag 2017 bestens besucht… und so mancher kapitale Karpfen muss sein Leben lassen.
Nun geht es durch „das romantische Fugnitztal“. Bei Fronsburg geben wir unser Vorhaben „immer der Beschilderung nach“ auf, denn hier wird man ein einem großen Bogen nach Weitersfeld geschickt. Wir kämpfen uns daher über Pleissing und Waschbach… wo plötzlich wieder ein Schild steht.
.Nun geht es flott nach Niederfladnitz, wo genau an der neuralgischen Kreuzung das benötigte Schild fehlt. Hier wurden H. C. Artmann und ein gewisser Manfred Nidl – „Junge, komm bald wieder“ - Freddie Quinn - geboren.
Hat man hinter Niederfladnitz die letzten Steigung überwunden, dann folgt der fahrerisch vielleicht schönste Teil der Tour: Die Abfahrt zur Retzer Windmühle mit einer herrlichen Fernsicht… wo wir einen Einkehrschwung machen und uns über die Mühle erzählen lassen. Sie ist 2017 in Bergmann’schem Privatbesitz, voll funktionsfähig und noch immer in Betrieb! Die Mühle wurde 1853 von einem Bergmann erbaut und 1924 stillgelegt. Zwischen 2008 und 2010 wurde ihr dann neues Leben eingehaucht, und sie ist mittlerweile die einzige Windmühle in Österreich, die wirklich nur mit Wind betrieben wird. Nur fehlte leider das Mühlenwissen schon… und so mussten holländische Handwerker einspringen. Das gesamte Dach von zehn Tonnen ruht auf Rollen und so können die vier Flügel immer in den Wind gedreht werden. Teile der Flügeltüren werden jeden Abend entfernt und am Morgen wieder eingesetzt. Hauptbestandteile sind die horizontale Flügelwelle und die vertikale Königswelle, die auf einer Metallkugel steht. Die Flügelwelle wiegt drei Tonnen und besteht aus afrikanischem Bongossi-Holz, das so hart ist, dass es nicht schwimmt und man auch keinen Nagel hineinschlagen kann. Bei einer Führung kann man vom Dachgeschoss über die drei Mahlsteine bis hin zum Mehl alle Bestandteile besichtigen. Imposant. Tja, vielleicht sollte man wieder einmal einen Blick in den „Don Quijote“ werfen.. oder zumindest sein Rad auf „Rosinante“ taufen?
In Zellerndorf gibt es den Themenweg „Veltliner & Veltlinchen Tour“, der zu Sehenswürdigkeiten des Ortes führt. Beginn ist auf dem Grüner Veltliner Platz vor dem Gemeindeamt.