Tour 47: Die Drei-Bergerl-Tour
Diese Tour von rund 66 Kilometern führt über Korneuburg zur Burg Kreuzenstein, weiter zum Waschberg (388 m) - ein echter Geheimtipp - und zum Michelberg (409 m). Die Rückfahrt erfolgt via Stockerau und die Stockerauer Au. Die Strecke befährt man am besten mit einem Mountainbike… obwohl ein Trekkingradl auch geht.
47 Michelberg.gpx | |
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File Type: | gpx |
Die Tour beginnt bei der S45-Station Handelskai und endet hier auch wieder.
Zuerst geht es bis ans obere Ende der Donauinsel. An diesem Spätmärztag weht ein frisches Nordwinderl entgegen. Als wienbewohnender Mensch kostet einem so ein Gegenlüfterl aber nur ein müdes Lächeln.
Nun geht es entlang der Donau bis Korneuburg, wo wir uns auf Feld- und Waldwegen zwischen der Stockerauer Au und der A22 durcharbeiten. Eine Unterführung bringt uns auf die andere Autobahn-Seite und nach Leobendorf.
Im Bereich der Ortseinfahrt heißt es links abbiegen. Nun geht es das erste Mal am heutigen Tage bergauf… aber noch asphaltiert. Die Strecke bietet beste Ausblicke auf die Burg Kreuzenstein.
Nach der Burg geht es kurz flott bergab und in einer scharfen Linkskurve erneut bergauf, diesmal schon etwas steiler.
Hat man den Scheitelpunkt erreicht, rollt es sich gemütlich nach Oberrohrbach. Hier kann man beim lokalen Kriegerdenkmal eine Pause einlegen, und kontemplieren, ob die abgeschlachteten 1939-45er-„Helden“ wirklich „unsere Heimat verteidigt“ haben oder neben Kanonenfutter nun auch noch für fake news herhalten müssen.
Nun geht es in einem leichten Anstieg nach Kleinwilfersdorf, das an seiner Kirche am Ortsrand schon von Weitem erkennbar ist. Im Kirchenbereich stehen eine Menge Kleindenkmäler herum, die mit markigen Weisheiten wie „Begrenzt ist das Leben, doch unerschöpflich ist die Liebe - Elektro Groß“ erfreuen.
Zuerst geht es bis ans obere Ende der Donauinsel. An diesem Spätmärztag weht ein frisches Nordwinderl entgegen. Als wienbewohnender Mensch kostet einem so ein Gegenlüfterl aber nur ein müdes Lächeln.
Nun geht es entlang der Donau bis Korneuburg, wo wir uns auf Feld- und Waldwegen zwischen der Stockerauer Au und der A22 durcharbeiten. Eine Unterführung bringt uns auf die andere Autobahn-Seite und nach Leobendorf.
Im Bereich der Ortseinfahrt heißt es links abbiegen. Nun geht es das erste Mal am heutigen Tage bergauf… aber noch asphaltiert. Die Strecke bietet beste Ausblicke auf die Burg Kreuzenstein.
Nach der Burg geht es kurz flott bergab und in einer scharfen Linkskurve erneut bergauf, diesmal schon etwas steiler.
Hat man den Scheitelpunkt erreicht, rollt es sich gemütlich nach Oberrohrbach. Hier kann man beim lokalen Kriegerdenkmal eine Pause einlegen, und kontemplieren, ob die abgeschlachteten 1939-45er-„Helden“ wirklich „unsere Heimat verteidigt“ haben oder neben Kanonenfutter nun auch noch für fake news herhalten müssen.
Nun geht es in einem leichten Anstieg nach Kleinwilfersdorf, das an seiner Kirche am Ortsrand schon von Weitem erkennbar ist. Im Kirchenbereich stehen eine Menge Kleindenkmäler herum, die mit markigen Weisheiten wie „Begrenzt ist das Leben, doch unerschöpflich ist die Liebe - Elektro Groß“ erfreuen.
Ab der Kirche beginnt dann ein Feld- und Waldweg, der uns schlussendlich auf den Waschberg bringt. Ein kurzes Stück ist mächtig steil, hier hat man sogar mit dem Schieben so seine Probleme.
Nun geht es eine lange Gerade entlang, bevor man kurz nach dem Scheitelpunkt links zum Waschberggipfel abbiegt. Man hat nun die erste der zwei Weinviertler Klippen bezwungen und es liegt einem gefühlt halb Österreich zu Füßen. Die Tafel am hohen Metalllkreuz informiert sprachlich recht holprig:
Ein heimatvertriebener Soldat setzte aus Dankbarkeit dafür, daß ihm nach siebenjährigem Krieg Gott eine neue Heimat gegeben hat, in der es sich genauso gut fühlt wie in seiner alten Heimat, dieses Kreuz. Gott schütze dieses land vor Krieg und Not, so dass niemand mehr seine Heimat verlassen muss.
Vom 13. bis zum 21. Oktober 1923 fand am Waschberg die 1. Österreichischen Segelflugwoche statt, woran links vor dem Kreuz ein Gedenkstein mit folgendem schwer leserlichem Text erinnert:
Zur / Erinnerung / 1. Österr. / Segelflugwoche / Waschberg / 13. - 21. Okt. 1923 / Österr. Luftfahrtarchiv / 1973
Ein nicht ganz unbekannter Herr namens Carl Kuppelwieser ist ebenfalls mit dem Waschberg verbunden. Na ja, irgendwie. Er spendete den Silberpokal für den Sieger dieser Segelflugwoche. Nebenbei sei noch erwähnt, dass seine Gattin Bertha - eine geborene Wittgenstein - ja der österreichische Philosoph - 1908 bei einem Verkehrsunfall durch eine technische Panne in der Nähe von Laxenburg verstarb. Sie war damit eines der ersten Opfer des MIVs - wenn nicht das erste - in Österreich. Und weil Blick und Geist gerade so weit schweifen… interessierte Leser_innen sollten mal „Brioni“ und „Paul Kuppelwieser“ googeln... Tja, so ein Gedenkstein auf einem Weinviertler Hügerl kann schon mal schnell eine kleine Gedankenweltreise auslösen.
Ein paar Dutzend Meter ums Eck geht es etwas bodenständiger ab. Hier liegt ein Peter Rosegger-Gedenkstein. Der seeehr holprige Text:
Peter Rosegger / 1843 - 1918 / Dem großen Dichter unserer Muttersprache / und der steirischen Mundart / verbunden der bäuerlichen / und ländlichen Bevölkerung / Vorkämpfer der Naturerhaltung / Herbstmond 1993
Wer von uns möchte an so einem schönen Fleckerl denn kein "Dichter der Muttersprache" und "Kämpfer der Naturerhaltung" sein? Eben!
Ein heimatvertriebener Soldat setzte aus Dankbarkeit dafür, daß ihm nach siebenjährigem Krieg Gott eine neue Heimat gegeben hat, in der es sich genauso gut fühlt wie in seiner alten Heimat, dieses Kreuz. Gott schütze dieses land vor Krieg und Not, so dass niemand mehr seine Heimat verlassen muss.
Vom 13. bis zum 21. Oktober 1923 fand am Waschberg die 1. Österreichischen Segelflugwoche statt, woran links vor dem Kreuz ein Gedenkstein mit folgendem schwer leserlichem Text erinnert:
Zur / Erinnerung / 1. Österr. / Segelflugwoche / Waschberg / 13. - 21. Okt. 1923 / Österr. Luftfahrtarchiv / 1973
Ein nicht ganz unbekannter Herr namens Carl Kuppelwieser ist ebenfalls mit dem Waschberg verbunden. Na ja, irgendwie. Er spendete den Silberpokal für den Sieger dieser Segelflugwoche. Nebenbei sei noch erwähnt, dass seine Gattin Bertha - eine geborene Wittgenstein - ja der österreichische Philosoph - 1908 bei einem Verkehrsunfall durch eine technische Panne in der Nähe von Laxenburg verstarb. Sie war damit eines der ersten Opfer des MIVs - wenn nicht das erste - in Österreich. Und weil Blick und Geist gerade so weit schweifen… interessierte Leser_innen sollten mal „Brioni“ und „Paul Kuppelwieser“ googeln... Tja, so ein Gedenkstein auf einem Weinviertler Hügerl kann schon mal schnell eine kleine Gedankenweltreise auslösen.
Ein paar Dutzend Meter ums Eck geht es etwas bodenständiger ab. Hier liegt ein Peter Rosegger-Gedenkstein. Der seeehr holprige Text:
Peter Rosegger / 1843 - 1918 / Dem großen Dichter unserer Muttersprache / und der steirischen Mundart / verbunden der bäuerlichen / und ländlichen Bevölkerung / Vorkämpfer der Naturerhaltung / Herbstmond 1993
Wer von uns möchte an so einem schönen Fleckerl denn kein "Dichter der Muttersprache" und "Kämpfer der Naturerhaltung" sein? Eben!
Es geht nun ein kurzes Stück zurück, bevor man nach links einbiegt und der weiß-grün-weißen Markierung folgt. Ein Verfahren ist eher nicht möglich, die Michelberg-Kapelle ist schon vom Waschberg aus zu sehen.
Beim Parkplatz vom Michelberg steht eine gemauerte "Stele". Zwei Schilder informieren:
Willst du o Freund / auf deinen Wegen / dem Schonen / auch begegnen / hilf bewahren diese Zier / vor Feuer Scherben / und Papier / Auch auf der Bank / bei deiner Rast / sei Flur und Wald / ein lieber Gast // Gewidmet von Stein-Schindler / 2000 Zissersdorf
Zum Gedenken / an den hier im Jahre 1915 / verunglückten Schotterlieferanten / Alois Paskon
Bei der "Stele" handelt es sich um den Förderturm eines alten Schotterwerkes, das um 1900 von einem Alois Pascon in Pacht betrieben wurde. Es wurde vor allem Kalkstein abgebaut, der in Stockerau gebrannt wurde. Doch wie starb der Lois nun? Tragisch beim Kalklöschen? Nein, eher komisch-tragisch: Er wollte Ende Jänner 1915 seinen Hund mit seinem Gewehr erschießen. Beide schon alt. Hund und Gewehr. Das Gewehr versagte seinen Dienst, da drehte es der Alois kurzerhand um und wollte den Hund mit dem Kolben erschlagen. Da löste sich doch noch ein Schuss aus dem Schießprügel und drang dem Manne in den Unterleib. Man glaubt es heute kaum, doch der Pfarrer kam wegen des vielen Schnees zum Spenden des Sterbesakramentes mit dem Schlitten. PS.: Die weitere Geschichte des Hundes ist nicht überliefert.
Beim Parkplatz vom Michelberg steht eine gemauerte "Stele". Zwei Schilder informieren:
Willst du o Freund / auf deinen Wegen / dem Schonen / auch begegnen / hilf bewahren diese Zier / vor Feuer Scherben / und Papier / Auch auf der Bank / bei deiner Rast / sei Flur und Wald / ein lieber Gast // Gewidmet von Stein-Schindler / 2000 Zissersdorf
Zum Gedenken / an den hier im Jahre 1915 / verunglückten Schotterlieferanten / Alois Paskon
Bei der "Stele" handelt es sich um den Förderturm eines alten Schotterwerkes, das um 1900 von einem Alois Pascon in Pacht betrieben wurde. Es wurde vor allem Kalkstein abgebaut, der in Stockerau gebrannt wurde. Doch wie starb der Lois nun? Tragisch beim Kalklöschen? Nein, eher komisch-tragisch: Er wollte Ende Jänner 1915 seinen Hund mit seinem Gewehr erschießen. Beide schon alt. Hund und Gewehr. Das Gewehr versagte seinen Dienst, da drehte es der Alois kurzerhand um und wollte den Hund mit dem Kolben erschlagen. Da löste sich doch noch ein Schuss aus dem Schießprügel und drang dem Manne in den Unterleib. Man glaubt es heute kaum, doch der Pfarrer kam wegen des vielen Schnees zum Spenden des Sterbesakramentes mit dem Schlitten. PS.: Die weitere Geschichte des Hundes ist nicht überliefert.
Beim Parkplatzeingang liegt schon wieder ein Stein mit Schild:
Michelberg
Michelberg wie bist du schön. / Weit reicht der Blick von deinen Höh'n: / Im Westen der Schneeberg und Ötscher grüßt / Im Osten den Rohrwald die Karpaten du siehst / Im Norden Niederhollabrunn die Leiser Berge / Uralter Bauernboden der Heimaterde / Im Süden erblickst du den Donaustrom / Kreuzenstein, Klosterneuburg den Dom / Drum lieber Wanderer steig hinan / Sieh dir das Bild von oben an!
Nun kann man entweder links oder rechts am Parkplatz vorbei in die Höhe marschieren oder strampeln. An den Wegesrändern wird man immer wieder über diverse Bäume informiert.
Ist der Waschberg ein echter Geheimtipp und fast menschenleer, so ist der Michelberg sehr wohl gut besucht… von Ausflüglern, Wanderern und Mountainbikern. Es führt ja auch eine Straße bis kurz unter den Gipfel.
Der Michelberg ist mit 409 Metern die höchste Erhebung im Rohrwald. Ein Hügerl eigentlich nur im österreichischen Bergreigen… aber trotzdem ein großartiger Aussichtsberg! Sogar der „Standard“ war 2006 hier schon wandern. Die Zeitung war damit nur eine unter vielen. Zuerst waren die Steinzeitler vor Ort. Dann waren so ab 800 die Katholen am Berg… und in ihrem Gefolge auch der Erzengel Michl und der gefallene Engel Luzifer. Dem Teufel stieß es bitter auf, dass hier gar so fromm gebetet wurde, und so machte er sich daran, das eine oder andere Steinderl dem einen oder anderen Beter an den Kopf zu werfen. Das sah aber der Michl gar nicht gerne. Er verwickelte den Luzifer in ein nächtliches Geplänkel und schlug ihn mit „flammendem Schwert“ - ganz in christlicher Manier - blutig!… Die teuflischen Blutspritzer kann man heute noch auf einem Granitblock auf dem Waschberg sehen.
Während des 2. Weltkrieges war der Hügel militärisches Sperrgebiet. An der Linie Leobendorf/Kreuzenstein - Rohrwald/Michelberg, Ernstbrunn - Laa an der Thaya wurde zwischen Mitte April und Mai 1945 schwer gekämpft. An dieser Linie endete dann auch der 2. Weltkrieg. So gesehen ist diese Radtour auch ein wenig ein Entlangfahren an alten Fronten. Es liegt ein Gedenkstein mit dem Frontverlauf am Fuße des Kapellenhügels. Der etwas inkohärente Text:
1945 war vorbei der grosse Krieg / Fanatiker erhofften noch den letzten Sieg / 50 Millionen gingen in den frühen Tod / vertrieben aus der Heimat blieb oft nur die Not. / Vom Michelberg blick in das schöne Land! / Mein Österreich, halt Frieden, / ruh in Gottes Hand! Mai 1995
Michelberg
Michelberg wie bist du schön. / Weit reicht der Blick von deinen Höh'n: / Im Westen der Schneeberg und Ötscher grüßt / Im Osten den Rohrwald die Karpaten du siehst / Im Norden Niederhollabrunn die Leiser Berge / Uralter Bauernboden der Heimaterde / Im Süden erblickst du den Donaustrom / Kreuzenstein, Klosterneuburg den Dom / Drum lieber Wanderer steig hinan / Sieh dir das Bild von oben an!
Nun kann man entweder links oder rechts am Parkplatz vorbei in die Höhe marschieren oder strampeln. An den Wegesrändern wird man immer wieder über diverse Bäume informiert.
Ist der Waschberg ein echter Geheimtipp und fast menschenleer, so ist der Michelberg sehr wohl gut besucht… von Ausflüglern, Wanderern und Mountainbikern. Es führt ja auch eine Straße bis kurz unter den Gipfel.
Der Michelberg ist mit 409 Metern die höchste Erhebung im Rohrwald. Ein Hügerl eigentlich nur im österreichischen Bergreigen… aber trotzdem ein großartiger Aussichtsberg! Sogar der „Standard“ war 2006 hier schon wandern. Die Zeitung war damit nur eine unter vielen. Zuerst waren die Steinzeitler vor Ort. Dann waren so ab 800 die Katholen am Berg… und in ihrem Gefolge auch der Erzengel Michl und der gefallene Engel Luzifer. Dem Teufel stieß es bitter auf, dass hier gar so fromm gebetet wurde, und so machte er sich daran, das eine oder andere Steinderl dem einen oder anderen Beter an den Kopf zu werfen. Das sah aber der Michl gar nicht gerne. Er verwickelte den Luzifer in ein nächtliches Geplänkel und schlug ihn mit „flammendem Schwert“ - ganz in christlicher Manier - blutig!… Die teuflischen Blutspritzer kann man heute noch auf einem Granitblock auf dem Waschberg sehen.
Während des 2. Weltkrieges war der Hügel militärisches Sperrgebiet. An der Linie Leobendorf/Kreuzenstein - Rohrwald/Michelberg, Ernstbrunn - Laa an der Thaya wurde zwischen Mitte April und Mai 1945 schwer gekämpft. An dieser Linie endete dann auch der 2. Weltkrieg. So gesehen ist diese Radtour auch ein wenig ein Entlangfahren an alten Fronten. Es liegt ein Gedenkstein mit dem Frontverlauf am Fuße des Kapellenhügels. Der etwas inkohärente Text:
1945 war vorbei der grosse Krieg / Fanatiker erhofften noch den letzten Sieg / 50 Millionen gingen in den frühen Tod / vertrieben aus der Heimat blieb oft nur die Not. / Vom Michelberg blick in das schöne Land! / Mein Österreich, halt Frieden, / ruh in Gottes Hand! Mai 1995
Um 2010 fand man bei Ausgrabungen die Überreste einer barocken Kirche… und rund 150 Gräber! Ein sehr großes Schild informiert:
Der Michelberg - Analyse und Interpretation
In Zusammenarbeit der NÖ Landesarchäologie mit Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich wurde 2012 ein Wettbewerb für einen künstlerischen Entwurf ausgeschrieben. Ziel war es, einerseits einen konservatorischen Schutz für die Ausgrabungsstätte zu gewährleisten und andererseits die Inhalte und die Bandbreite der verschiedenen historischen Phasen in einer formalästhetischen Lösung zu vermitteln. Die Jury entschied sich für den Entwurf des Künstlers Stefan Klampfer. Das sehr reduzierte Konzept überzeugte durch seine einfache Lösung, die archäologischen Spuren für die BesucherInnen [Das Binnen-I brachte wohl bergsteigerisch erhitzte Gemüter in Wallung - es wurde ausgestrichen, überschrieben und mit einem „Du Trottel“ kommentiert] systematisch an der Oberfläche lesbar und nachvollziehbar zu machen. Aus unterschiedlichen historischen Abdrücken entstand so eine begehbare zeitgenössische Skulptur. Um einen optimalen Schutz der archäologischen Funde zu erreichen, darf kein Originalbestand sichtbar bleiben. Nach Beendigung der Grabungsarbeiten wurden die Ausgrabungen im Herbst 2013 nach den Vorgaben des Bundesdenkmalamtes wieder aufgeschüttet. Die Grundidee des Entwurfs ist eine systematische Gliederung und Darstellung der unterschiedlichen historischen Funde nach ihrem zeitlichen Ursprung. Ein weiteres Ziel ist, die besondere Atmosphäre und Schönheit des Ortes nicht zu beeinträchtigen und deshalb möglichst sensibel und zurückhaltend zu agieren. Die Grundrisse der Barockkirche, der Vorgängerkirchen aus der frühen Neuzeit und dem Mittelalter sowie der Bauten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges werden in ihrer tatsächlichen Dimension durch eingefärbte Betonflächen sichtbar und erfahrbar gemacht. Es entsteht so ein begehbarer 1:1-Plan, der die Fundamente bzw. Mauern aufgreift und anhand seiner farblichen Differenzierung die Erkenntnisse der Archäologie und Bauforschung vermittelt. Das Kunstwerk orientiert sich an den tatsächlichen Funden. Für die Umsetzung wurden Materialien gewählt, die der Gegenwart entsprechen, also unmissverständlich nicht historisierend sind. Zusätzliche Maßnahmen laden zum längeren Verweilen am Michelberg ein: Eine Sitzskulptur, die auch als Podest gesehen werden kann, bietet die Möglichkeit, die eigene Perspektive zu verändern, um so besser auf das Kunstwerk sowie in die Ferne blicken zu können. Die Holzbänke rund um die bestehende Kapelle werden durch neue ersetzt. Jeder dokumentierten Fundnummer der Kindergräber wurde ein in die Erde flach eingelassener Naturstein zugeordnet. lm Jahr 2010 wurde am Michelberg damit begonnen, di edort vermuteten Kirchenbauten archäologisch zu untersuchen. Grundlage bildete eine umfangreiche geomagnetische Prospektion des gesamten Bergplateaus aus den Jahren 2001 und 2009. Bei diesen Messungen konnte die barocke Kirche, die bereits 1785 unter Josef II. abgerissen wurde, genau lokalisiert werden. Ziel der Grabungen war es, die bereits von dem aus Haselbach stammenden Historiker Thomas Ebendorfer (1388-1464) genannten Vorgängerbauten der Barockkirche zu entdecken und möglichst umfassend zu erforschen. Es konnten vier Bauphasen eindeutig festgestellt werden: die romanische Chorquadratkirche mit Westturm, dazu verschiedene umliegende (Stütz-)Mauern und zwei Keller der spät- oder endmittelalterliche Südturm mit diversen Befunden (Gruben), meist im Kircheninneren die frühneuzeitliche Kirche die barocke Kirche
Die romanische Kirche (ab 1250 erbaut)
In den Jahren 2012 und 2013 konnte der gesamte Grundriss der mittelalterlichen Kirche auf dem Michelberg freigelegt werden. Sie ist eine romanische Chorquadratkirche, die im Spätmittelalter verändert und während der frühen Neuzeit um- und ausgebaut wurde. Diese alte Kirche wurde ab 1745 abgerissen und neu errichtet. Dabei wurde ein Teil des Fundaments vollständig abgebaut, während an anderen Stellen eine Steinlage erhalten blieb. Die alte Kirche ist — wie auch ihr barocker Nachfolger — ziemlich genau nach Osten orientiert. Das Chorfundament ist im Osten mit mehr als 3 Metern sichtbarer Länge gut erhalten. Eine Apsis war nicht zu ermitteln. Am westlichen Ende des Langhauses befinden sich die Fundamente eines Turms, der sekundär an das Langhaus angebaut wurde, Er ist in etwa quadratisch, wobei seine Ostmauer zugleich die Westmauer des Langhauses ist. Er beherbergte möglicherweise das Hauptportal der Kirche. An der nördlichen Schulterdes Langhauses setzt eine zweite Mauer an, die als Stützmauer gedient haben dürfte. An der Südseite des romanischen Chors traten weitere Mauerreste zutage. Da eine eigene Nordmauer fehlt, ist hier offenbar ein Anbau am Chor entstanden. Eine Sakristei wäre an dieser Stelle denkbar. Südlich des Chors liegt mehr als 4 Meter von den Kirchenbauten entfernt ein weiteres kleines Bauwerk, dem keine sakrale Funktion zugeordnet werden kann. Es handelt sich um einen Keiler. Und schließlich trat südwestlich des Langhauses der Rest eines Trockenfundaments zutage. Die bislang älteste bekannte Kirche auf dem Michelberg ist somit eine romanische Chorquadratkirche mit leicht eingezogenem Chor und einer Gesamtlänge (ohne Turm) von ca. 19,3 Metern. Dieser Grundriss kommt im 12. und 13. Jahrhundert häufig vor. Zur näheren Datierung der Kirche gibt es anhand des Baubestands nur einen spärlichen Hinweis: Mittelalterliche Mauerziegel sind im Fundament der romanischen Kirche vorhanden. Da Mauerziegel nach derzeitigem Wissensstand nicht vor Mitte des 13 Jahrhunderts auftreten und die Kirche noch mit romanischem Chorquadrat errichtet wurde, dürfte der Kirchenbau in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts fallen.
Die Kirche im Spätmittelalter (um 1500)
Einige wenige Strukturen stammen offenbar aus dem Spätmittelalter, Neben dem westlichen Ende des Langhauses befindet sich eine quadratische Struktur mit ca, 4 Meter Seitenlänge. Es handelt sich um das Bruchsteinfundament eines weiteren Turms, das an der Südseite gut und an der Ost- und Nordseite partiell erhalten ist, aber dessen Westfundament vollständig abgetragen wurde. Wenige mittelalterliche, aber keine neuzeitlichen Mauerziegel kommen im Fundament vor, was für eine noch mittelalterliche Entstehungszeit spricht. Dieser neue Südturm ist etwa so groß wie der wohl ältere Westturm. Möglicherweise wurde der Westturm von nun an zu einer bloßen Vorhalle. In der südwestlichen Ecke des Langhauses befindet sich ein „Erdkeller", der durch die Funde in seinem Füllmaterial in das Spätmittelalter zu datieren ist und jedenfalls unter den neuzeitlichen Fußböden lag.
Die frühneuzeitliche Kirche (ab 1600)
Die Kirche auf dem Michelberg wurde während der Frühneuzeit sehr verändert. In einem Zuge wurden Chor und Langhaus umgestaltet, während im Süden der Kirchenraum erweitert wurde und im Westen eine neue Vorhalle entstand. Diese Veränderungen fanden nicht vor 1600 statt. Außerdem ist die Kirche mit beiden Erweiterungen in Georg Matthäus Vischers 1672 erschienener Topographia archiducatus Austriae Inferioris modernae abgebildet. Die Kirche muss also vor 1672 umgebaut worden sein. Die südliche Schulter der romanischen Kirche wurde neu errichtet, und auch das Langhaus entstand neu. Der Fußboden wurde abgegraben, und die Mauern wurden nach unten vertieft. Die neue Wandfläche ist mit Mauerziegelbruch verkleidet bzw. besteht nur aus verputztem Fels. Die Westmauer des Langhauses wurde in dieser Phase saniert und teilweise neu aufgebaut. Gleichzeitig mit der Neugestaltung des Chors wurde die Südmauer des alten Langhauses an zwei Stellen durchbrochen und der Kirchenraum um ein Seitenschiff erweitert. Westlich des Langhauses und südlich des alten Westturms wurde in der Frühneuzeit ein Anbau errichtet. Damit entstand ein neuer Westbereich. Dieser setzte sich zusammen aus einem heute schlecht erhaltenen breiten Gang, der mit dem Umbau des alten Westturms geschaffen wurde, und einem vom Gang aus erreichbaren südlich liegenden Raum, der vielleicht als Kapelle anzusehen ist.
Die barocke Kirche (1745 - 1785)
Die barocke Kirche auf dem Michelberg wurde zwischen 1745 und 1748 errichtet. Der Vergleich der Grundrisse beider Kirchen zeigt, dass sich die neue Kirche im Westen und Süden an die alte geschmiegt hat. Es ist daher denkbar, dass ein Großteil des neuen Baus erfolgte, während die alte Kirche noch bestehen bleiben konnte. Bereits 1785 wurde die neue Kirche abgerissen und das Baumaterial für die Errichtung der Pfarrkirche in Haselbach wieder verwendet. Altar, Orgel und Kanzel der Bergkirche wurden in Haselbach neu aufgestellt. Die Kirche ist 37,3 Meter lang und 15 Meter breit. Sie besteht aus einem Langhaus mit drei Jochen (Gewölbeabschnitten), dem im Osten ein Chorquadrat mit Apsis und im Westen eine Vorhalle vorgelagert sind. Die Längswände der östlichen und westlichen Joche des Langhauses sind als bis zu 1,5 Meter tiefe Nischen herausgebildet. lm östlichen Joch nehmen die Nischen Seitenaltarfundamente auf. Dem Langhaus westlich vorgelagert ist in der gleichen Breite eine Vorhalle mit Wendeltreppen in beiden westlichen Ecken, die jeweils zu einer Empore führten. An beiden Seiten des Chorquadrats gibt es fast gleich große Nebenräume. An der Südseite des östlichen Langhausjochs befindet sich ein Baukörper, der wegen seiner Grundrissform und der etwas größerer Mauerstärke im Vergleich zu jener der Choranbauten möglicherweise als Turm anzusehen ist. Die Kirche konnte durch je ein breites Portal in der Mitte der Westfassade und eines in der Mitte der Südwand betreten werden. Die Choranbauten waren beide direkt mit dem Kirchenraum verbunden. Das mehrräumige Messnerhaus ist südlich an die Vorhalle und das westliche Langhausjoch angebaut. Es ist mit der Kirche verzahnt und entstand daher in derselben Bauphase. Das Gebäude besteht aus einem westlichen und einem östlichen Raum, die durch einen nur ca. 2,1 Meter breiten Zwischenraum bzw. Flur mit einem Boden aus Mauerziegeln voneinander getrennt sind. Im Norden des Zwischenraums befindet sich ein bemerkenswerter Backofen mit einer davor gelegenen kleinen Aschengrube. Die Fundamente der Kirche, die fast komplett erhalten sind, bestehen aus meist eher kleinen Bruchsteinstücken aus anstehendem Gestein und wenigen Ziegelfragmenten. Die Fundamente aller Kirchenteile bestehen aus Gussmauerwerk, d. h.‚ sie wurden nicht in offener Bauweise errichtet, sondern in die Baugrube, die auch eine Bretterverschalung gehabt haben könnte, eingebracht. Nur wenige Lagen des aufgehenden Mauerwerks der Kirche sind erhalten.
Überreste des Zweiten Weltkrieges
Mitten im Zentrum der barocken Kirche kam ein kreisrunder, im Durchmesser 5,6 Meter großer, voll betonierter Betonkranz mit Eingangsunterbrechung im Nordosten und Rohren zum Ableiten des Regenwassers im Westen zum Vorschein. Von hier zog sich eine Leitung, von Mauerziegeln abgedeckt, in nordwestliche Richtung zu einem weiteren, im Durchmesser 5 Meter großen und 0,5 Meter starken Betonring. Eine weitere abgedeckte Leitung erstreckte sich in südöstliche Richtung und störte die Fundamente des barocken Südanbaus. Beide Anlagen gehörten während des Zweiten Weltkrieges zu einer Luftbeobachtungsstation der deutschen Wehrmacht. Als Funde konnten alte Kabel, Kabelhalterungen aus Keramik und zahlreiche Eisenteile entdeckt werden. 2011 wurden Reste von Schützengräben entdeckt, die nach dem Zweiten Weltkrieg von russischen Soldaten angelegt wurden.
Gräber
Bei den Grabungen wurden zahlreiche menschliche Skelettreste, überwiegend Kleinkinder, entdeckt. Eine besondere Häufung der Gräber trat rund um die vorbarockzeitlichen Kirchen auf. Bemerkenswert dabei ist, dass diese Kindergräber, die meist unvollständig sind, in keinem Zusammenhang zur barocken Kirche stehen - sie finden sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Fundamente. Von besonderer Bedeutung sind drei Kindergräber mit Resten eines Holzsarges. In wenigen Gräbern konnten auch Trachtbestandteile entdeckt werden, in einem Grab fanden sich noch die Perlen eines Rosenkranzes.
Archäologische Spuren anderer Kulturstufen
1911 wurde erstmals der Spaten des Archäologen angesetzt. Aufgrund der Form des Gipfelplateaus und des darunter verlaufenden, teilweise noch sichtbaren Walles wurde die Anlage den mittelalterlichen Hausbergen zugerechnet. In der Österreichischen Urgeschichtsforschung wurde die Meinung vertreten, der Michelberg wäre der hallstattzeitliche Fürstensitz gewesen, dem die Grabhügel von Großmugl, Niederfellabrunn und Niederhollabrunn zuzuordnen seien. Außerdem vermutete man hier eine römische Mllitärstation aus der Zeit der Markomannenkriege (166-180 n. Chr.) mit Sichtverbindung zum Limes (Grenzwall) und zum Oberleiserberg. ln den Jahren 19814983 wurden seitens der NÖ Landesarchäologie Grabungen durchgeführt. Durch mehrere Schnitte sollten das Alter der Wallanlage und mögliche Besiedlungsphasen geklärt werden. Am Ende der Frühbronzezeit wurde auf den Hängen des Michelberges eine zweifache Wall- und Grabenanlage errichtet. Die beiden Gräben wurden aus dem Kalkfelsen stufenförmig herausgeschlagen. Die frühbronzezeitlichen Schichten konnten auch bei den jüngsten Grabungen erfasst werden, eine große Menge Keramikmaterial konnte geborgen werden, das sich nahtlos in das bekannte Fundmaterial der ausgehenden Frühbronzezeit um ca. 1700 v. Chr. einfügt. Auch frühmittelalterliche Funde aus dem 10. bzw. 11. Jahrhundert n. Chr. konnten vereinzelt angetroffen werden, darunter auch ein halbmondförmiger Ohrring, eine eiserne Pfeilspitze sowie Keramikbruchstück, die in diese Periode datiert werden können. Während der Grabungen wurden auch zahlreiche mittelalterliche und neuzeitliche Münzen entdeckt, auch eine römische Münze sowie eine Münze aus dem 11. Jahrhundert konnten geborgen werden, (Text: Ernst Lauermann - Paul Mitchell - Elisabeth Rammer)
Der Michelberg - Analyse und Interpretation
In Zusammenarbeit der NÖ Landesarchäologie mit Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich wurde 2012 ein Wettbewerb für einen künstlerischen Entwurf ausgeschrieben. Ziel war es, einerseits einen konservatorischen Schutz für die Ausgrabungsstätte zu gewährleisten und andererseits die Inhalte und die Bandbreite der verschiedenen historischen Phasen in einer formalästhetischen Lösung zu vermitteln. Die Jury entschied sich für den Entwurf des Künstlers Stefan Klampfer. Das sehr reduzierte Konzept überzeugte durch seine einfache Lösung, die archäologischen Spuren für die BesucherInnen [Das Binnen-I brachte wohl bergsteigerisch erhitzte Gemüter in Wallung - es wurde ausgestrichen, überschrieben und mit einem „Du Trottel“ kommentiert] systematisch an der Oberfläche lesbar und nachvollziehbar zu machen. Aus unterschiedlichen historischen Abdrücken entstand so eine begehbare zeitgenössische Skulptur. Um einen optimalen Schutz der archäologischen Funde zu erreichen, darf kein Originalbestand sichtbar bleiben. Nach Beendigung der Grabungsarbeiten wurden die Ausgrabungen im Herbst 2013 nach den Vorgaben des Bundesdenkmalamtes wieder aufgeschüttet. Die Grundidee des Entwurfs ist eine systematische Gliederung und Darstellung der unterschiedlichen historischen Funde nach ihrem zeitlichen Ursprung. Ein weiteres Ziel ist, die besondere Atmosphäre und Schönheit des Ortes nicht zu beeinträchtigen und deshalb möglichst sensibel und zurückhaltend zu agieren. Die Grundrisse der Barockkirche, der Vorgängerkirchen aus der frühen Neuzeit und dem Mittelalter sowie der Bauten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges werden in ihrer tatsächlichen Dimension durch eingefärbte Betonflächen sichtbar und erfahrbar gemacht. Es entsteht so ein begehbarer 1:1-Plan, der die Fundamente bzw. Mauern aufgreift und anhand seiner farblichen Differenzierung die Erkenntnisse der Archäologie und Bauforschung vermittelt. Das Kunstwerk orientiert sich an den tatsächlichen Funden. Für die Umsetzung wurden Materialien gewählt, die der Gegenwart entsprechen, also unmissverständlich nicht historisierend sind. Zusätzliche Maßnahmen laden zum längeren Verweilen am Michelberg ein: Eine Sitzskulptur, die auch als Podest gesehen werden kann, bietet die Möglichkeit, die eigene Perspektive zu verändern, um so besser auf das Kunstwerk sowie in die Ferne blicken zu können. Die Holzbänke rund um die bestehende Kapelle werden durch neue ersetzt. Jeder dokumentierten Fundnummer der Kindergräber wurde ein in die Erde flach eingelassener Naturstein zugeordnet. lm Jahr 2010 wurde am Michelberg damit begonnen, di edort vermuteten Kirchenbauten archäologisch zu untersuchen. Grundlage bildete eine umfangreiche geomagnetische Prospektion des gesamten Bergplateaus aus den Jahren 2001 und 2009. Bei diesen Messungen konnte die barocke Kirche, die bereits 1785 unter Josef II. abgerissen wurde, genau lokalisiert werden. Ziel der Grabungen war es, die bereits von dem aus Haselbach stammenden Historiker Thomas Ebendorfer (1388-1464) genannten Vorgängerbauten der Barockkirche zu entdecken und möglichst umfassend zu erforschen. Es konnten vier Bauphasen eindeutig festgestellt werden: die romanische Chorquadratkirche mit Westturm, dazu verschiedene umliegende (Stütz-)Mauern und zwei Keller der spät- oder endmittelalterliche Südturm mit diversen Befunden (Gruben), meist im Kircheninneren die frühneuzeitliche Kirche die barocke Kirche
Die romanische Kirche (ab 1250 erbaut)
In den Jahren 2012 und 2013 konnte der gesamte Grundriss der mittelalterlichen Kirche auf dem Michelberg freigelegt werden. Sie ist eine romanische Chorquadratkirche, die im Spätmittelalter verändert und während der frühen Neuzeit um- und ausgebaut wurde. Diese alte Kirche wurde ab 1745 abgerissen und neu errichtet. Dabei wurde ein Teil des Fundaments vollständig abgebaut, während an anderen Stellen eine Steinlage erhalten blieb. Die alte Kirche ist — wie auch ihr barocker Nachfolger — ziemlich genau nach Osten orientiert. Das Chorfundament ist im Osten mit mehr als 3 Metern sichtbarer Länge gut erhalten. Eine Apsis war nicht zu ermitteln. Am westlichen Ende des Langhauses befinden sich die Fundamente eines Turms, der sekundär an das Langhaus angebaut wurde, Er ist in etwa quadratisch, wobei seine Ostmauer zugleich die Westmauer des Langhauses ist. Er beherbergte möglicherweise das Hauptportal der Kirche. An der nördlichen Schulterdes Langhauses setzt eine zweite Mauer an, die als Stützmauer gedient haben dürfte. An der Südseite des romanischen Chors traten weitere Mauerreste zutage. Da eine eigene Nordmauer fehlt, ist hier offenbar ein Anbau am Chor entstanden. Eine Sakristei wäre an dieser Stelle denkbar. Südlich des Chors liegt mehr als 4 Meter von den Kirchenbauten entfernt ein weiteres kleines Bauwerk, dem keine sakrale Funktion zugeordnet werden kann. Es handelt sich um einen Keiler. Und schließlich trat südwestlich des Langhauses der Rest eines Trockenfundaments zutage. Die bislang älteste bekannte Kirche auf dem Michelberg ist somit eine romanische Chorquadratkirche mit leicht eingezogenem Chor und einer Gesamtlänge (ohne Turm) von ca. 19,3 Metern. Dieser Grundriss kommt im 12. und 13. Jahrhundert häufig vor. Zur näheren Datierung der Kirche gibt es anhand des Baubestands nur einen spärlichen Hinweis: Mittelalterliche Mauerziegel sind im Fundament der romanischen Kirche vorhanden. Da Mauerziegel nach derzeitigem Wissensstand nicht vor Mitte des 13 Jahrhunderts auftreten und die Kirche noch mit romanischem Chorquadrat errichtet wurde, dürfte der Kirchenbau in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts fallen.
Die Kirche im Spätmittelalter (um 1500)
Einige wenige Strukturen stammen offenbar aus dem Spätmittelalter, Neben dem westlichen Ende des Langhauses befindet sich eine quadratische Struktur mit ca, 4 Meter Seitenlänge. Es handelt sich um das Bruchsteinfundament eines weiteren Turms, das an der Südseite gut und an der Ost- und Nordseite partiell erhalten ist, aber dessen Westfundament vollständig abgetragen wurde. Wenige mittelalterliche, aber keine neuzeitlichen Mauerziegel kommen im Fundament vor, was für eine noch mittelalterliche Entstehungszeit spricht. Dieser neue Südturm ist etwa so groß wie der wohl ältere Westturm. Möglicherweise wurde der Westturm von nun an zu einer bloßen Vorhalle. In der südwestlichen Ecke des Langhauses befindet sich ein „Erdkeller", der durch die Funde in seinem Füllmaterial in das Spätmittelalter zu datieren ist und jedenfalls unter den neuzeitlichen Fußböden lag.
Die frühneuzeitliche Kirche (ab 1600)
Die Kirche auf dem Michelberg wurde während der Frühneuzeit sehr verändert. In einem Zuge wurden Chor und Langhaus umgestaltet, während im Süden der Kirchenraum erweitert wurde und im Westen eine neue Vorhalle entstand. Diese Veränderungen fanden nicht vor 1600 statt. Außerdem ist die Kirche mit beiden Erweiterungen in Georg Matthäus Vischers 1672 erschienener Topographia archiducatus Austriae Inferioris modernae abgebildet. Die Kirche muss also vor 1672 umgebaut worden sein. Die südliche Schulter der romanischen Kirche wurde neu errichtet, und auch das Langhaus entstand neu. Der Fußboden wurde abgegraben, und die Mauern wurden nach unten vertieft. Die neue Wandfläche ist mit Mauerziegelbruch verkleidet bzw. besteht nur aus verputztem Fels. Die Westmauer des Langhauses wurde in dieser Phase saniert und teilweise neu aufgebaut. Gleichzeitig mit der Neugestaltung des Chors wurde die Südmauer des alten Langhauses an zwei Stellen durchbrochen und der Kirchenraum um ein Seitenschiff erweitert. Westlich des Langhauses und südlich des alten Westturms wurde in der Frühneuzeit ein Anbau errichtet. Damit entstand ein neuer Westbereich. Dieser setzte sich zusammen aus einem heute schlecht erhaltenen breiten Gang, der mit dem Umbau des alten Westturms geschaffen wurde, und einem vom Gang aus erreichbaren südlich liegenden Raum, der vielleicht als Kapelle anzusehen ist.
Die barocke Kirche (1745 - 1785)
Die barocke Kirche auf dem Michelberg wurde zwischen 1745 und 1748 errichtet. Der Vergleich der Grundrisse beider Kirchen zeigt, dass sich die neue Kirche im Westen und Süden an die alte geschmiegt hat. Es ist daher denkbar, dass ein Großteil des neuen Baus erfolgte, während die alte Kirche noch bestehen bleiben konnte. Bereits 1785 wurde die neue Kirche abgerissen und das Baumaterial für die Errichtung der Pfarrkirche in Haselbach wieder verwendet. Altar, Orgel und Kanzel der Bergkirche wurden in Haselbach neu aufgestellt. Die Kirche ist 37,3 Meter lang und 15 Meter breit. Sie besteht aus einem Langhaus mit drei Jochen (Gewölbeabschnitten), dem im Osten ein Chorquadrat mit Apsis und im Westen eine Vorhalle vorgelagert sind. Die Längswände der östlichen und westlichen Joche des Langhauses sind als bis zu 1,5 Meter tiefe Nischen herausgebildet. lm östlichen Joch nehmen die Nischen Seitenaltarfundamente auf. Dem Langhaus westlich vorgelagert ist in der gleichen Breite eine Vorhalle mit Wendeltreppen in beiden westlichen Ecken, die jeweils zu einer Empore führten. An beiden Seiten des Chorquadrats gibt es fast gleich große Nebenräume. An der Südseite des östlichen Langhausjochs befindet sich ein Baukörper, der wegen seiner Grundrissform und der etwas größerer Mauerstärke im Vergleich zu jener der Choranbauten möglicherweise als Turm anzusehen ist. Die Kirche konnte durch je ein breites Portal in der Mitte der Westfassade und eines in der Mitte der Südwand betreten werden. Die Choranbauten waren beide direkt mit dem Kirchenraum verbunden. Das mehrräumige Messnerhaus ist südlich an die Vorhalle und das westliche Langhausjoch angebaut. Es ist mit der Kirche verzahnt und entstand daher in derselben Bauphase. Das Gebäude besteht aus einem westlichen und einem östlichen Raum, die durch einen nur ca. 2,1 Meter breiten Zwischenraum bzw. Flur mit einem Boden aus Mauerziegeln voneinander getrennt sind. Im Norden des Zwischenraums befindet sich ein bemerkenswerter Backofen mit einer davor gelegenen kleinen Aschengrube. Die Fundamente der Kirche, die fast komplett erhalten sind, bestehen aus meist eher kleinen Bruchsteinstücken aus anstehendem Gestein und wenigen Ziegelfragmenten. Die Fundamente aller Kirchenteile bestehen aus Gussmauerwerk, d. h.‚ sie wurden nicht in offener Bauweise errichtet, sondern in die Baugrube, die auch eine Bretterverschalung gehabt haben könnte, eingebracht. Nur wenige Lagen des aufgehenden Mauerwerks der Kirche sind erhalten.
Überreste des Zweiten Weltkrieges
Mitten im Zentrum der barocken Kirche kam ein kreisrunder, im Durchmesser 5,6 Meter großer, voll betonierter Betonkranz mit Eingangsunterbrechung im Nordosten und Rohren zum Ableiten des Regenwassers im Westen zum Vorschein. Von hier zog sich eine Leitung, von Mauerziegeln abgedeckt, in nordwestliche Richtung zu einem weiteren, im Durchmesser 5 Meter großen und 0,5 Meter starken Betonring. Eine weitere abgedeckte Leitung erstreckte sich in südöstliche Richtung und störte die Fundamente des barocken Südanbaus. Beide Anlagen gehörten während des Zweiten Weltkrieges zu einer Luftbeobachtungsstation der deutschen Wehrmacht. Als Funde konnten alte Kabel, Kabelhalterungen aus Keramik und zahlreiche Eisenteile entdeckt werden. 2011 wurden Reste von Schützengräben entdeckt, die nach dem Zweiten Weltkrieg von russischen Soldaten angelegt wurden.
Gräber
Bei den Grabungen wurden zahlreiche menschliche Skelettreste, überwiegend Kleinkinder, entdeckt. Eine besondere Häufung der Gräber trat rund um die vorbarockzeitlichen Kirchen auf. Bemerkenswert dabei ist, dass diese Kindergräber, die meist unvollständig sind, in keinem Zusammenhang zur barocken Kirche stehen - sie finden sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Fundamente. Von besonderer Bedeutung sind drei Kindergräber mit Resten eines Holzsarges. In wenigen Gräbern konnten auch Trachtbestandteile entdeckt werden, in einem Grab fanden sich noch die Perlen eines Rosenkranzes.
Archäologische Spuren anderer Kulturstufen
1911 wurde erstmals der Spaten des Archäologen angesetzt. Aufgrund der Form des Gipfelplateaus und des darunter verlaufenden, teilweise noch sichtbaren Walles wurde die Anlage den mittelalterlichen Hausbergen zugerechnet. In der Österreichischen Urgeschichtsforschung wurde die Meinung vertreten, der Michelberg wäre der hallstattzeitliche Fürstensitz gewesen, dem die Grabhügel von Großmugl, Niederfellabrunn und Niederhollabrunn zuzuordnen seien. Außerdem vermutete man hier eine römische Mllitärstation aus der Zeit der Markomannenkriege (166-180 n. Chr.) mit Sichtverbindung zum Limes (Grenzwall) und zum Oberleiserberg. ln den Jahren 19814983 wurden seitens der NÖ Landesarchäologie Grabungen durchgeführt. Durch mehrere Schnitte sollten das Alter der Wallanlage und mögliche Besiedlungsphasen geklärt werden. Am Ende der Frühbronzezeit wurde auf den Hängen des Michelberges eine zweifache Wall- und Grabenanlage errichtet. Die beiden Gräben wurden aus dem Kalkfelsen stufenförmig herausgeschlagen. Die frühbronzezeitlichen Schichten konnten auch bei den jüngsten Grabungen erfasst werden, eine große Menge Keramikmaterial konnte geborgen werden, das sich nahtlos in das bekannte Fundmaterial der ausgehenden Frühbronzezeit um ca. 1700 v. Chr. einfügt. Auch frühmittelalterliche Funde aus dem 10. bzw. 11. Jahrhundert n. Chr. konnten vereinzelt angetroffen werden, darunter auch ein halbmondförmiger Ohrring, eine eiserne Pfeilspitze sowie Keramikbruchstück, die in diese Periode datiert werden können. Während der Grabungen wurden auch zahlreiche mittelalterliche und neuzeitliche Münzen entdeckt, auch eine römische Münze sowie eine Münze aus dem 11. Jahrhundert konnten geborgen werden, (Text: Ernst Lauermann - Paul Mitchell - Elisabeth Rammer)
Hat man die Aussicht genossen, die Schilder gelesen, die Sehenswürdigkeiten betrachtet und der Geschichte - der himmlischen und der menschlichen - seine Reverenz erwiesen, dann geht es flott bergab nach Haselbach und Wollmannsberg.
Die Rückfahrt bis nach Stockerau ist ein wahrer Genuss, da es fast immer leicht bergab geht. Und so ist Wien schnell wieder erreicht.
Fazit: Eine tolle Tour durch die Jahrtausende. Einziger Wehmutstropfen - die Luft war an diesem Märztag diesig und von Fernsicht daher keine Spur! Man konnte Alpen, Schneeberg, Traunstein (!) und Karpaten nur erahnen… aber zumindest die Wiener Pforte war erkennbar.
PS.: Irgendwie scheinen Wasch- und Michelberg Menschen dazu zu animieren, sie mit Steinen mit gereimten Texten in inferiorem Deutsch regelrecht zuzuschütten.
Fazit: Eine tolle Tour durch die Jahrtausende. Einziger Wehmutstropfen - die Luft war an diesem Märztag diesig und von Fernsicht daher keine Spur! Man konnte Alpen, Schneeberg, Traunstein (!) und Karpaten nur erahnen… aber zumindest die Wiener Pforte war erkennbar.
PS.: Irgendwie scheinen Wasch- und Michelberg Menschen dazu zu animieren, sie mit Steinen mit gereimten Texten in inferiorem Deutsch regelrecht zuzuschütten.
“Nothing compares to the simple pleasure of riding a bike.”
(John F. Kennedy)